Und es geht schon wieder los…

…das kann doch wohl nicht wahr sein! Nicht nur ist schon wieder ein Jahr vergangen, sondern es geht so weiter, als wären wir nie weg gewesen. Das Grabungskollektiv ist hochmotiviert in den ersten Tag gestartet. Die ersten beiden Untersuchungsflächen sind vom Farn befreit und eingemessen.

Der Museums- und Heimatverein Gifhorn e. V. hat die Grabung wie gewohnt super vorbereitet. Bauwagen, Zelt und Ausrüstung sind an Ort und Stelle und für die kommenden beiden Wochen bereit. Dankenswerterweise hat uns der Pächter der angrenzenden Pferdekoppel erlaubt, sein Gelände zu nutzen, denn die Wiese um die Sassenburg ist auch Monate nach dem Frühjahrshochwasser nicht befahrbar.

Hier wird das erste Planum angelegt….
… und nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche der erste Befund entdeckt.

Im Osten stellt sich die spannende Frage, ob die im letzten Jahr erfasste Zugangssituation bestätigt werden kann. Bereits auf Planum 1 haben wir den ersten Befund dokumentiert, bei dem es sich um einen weiteren Pfosten handeln könnte. Schon beim Abtrag haben die wachsamen Augen von Holger und Frank die ersten drei Silexabschläge entdecken können, die sicherlich aus einer früheren Zeit stammen und beim Bau der Sassenburg umgelagert worden sind.

Der erste Fund – und sicher nicht der letzte….

Im Westen zeichnet sich im Geländemodell eine weitere Unterbrechung des Walles ab. Ob dieser Wegeinschnitt eine jüngere Störung ist oder ebenfalls als Zugang bewertet werden kann, soll in den nächsten Tagen Schnitt 13 klären. Auch hier galt es zunächst, den dichten Bewuchs zu entfernen.

Wir sind frohen Mutes, mit vereinten Kräften der Sassenburg auch dieses Jahr neue archäologische Erkenntnisse zu entlocken. Wir werden hier in gewohnter Weise darüber berichten und freuen uns, wenn wieder interessierte Leserinnen und Leser im Blog dabei sind!

Zwischen den Schnitten der Farn – bis zur Mütze.

Ausgrabungen auf der Sassenburg gehen in die letzte Runde – Führung für MHV-Mitglieder

Auch in diesem Jahr erfolgen wieder archäologische Untersuchungen an der Sassenburg östlich von Gifhorn. Gemeinsam mit freiwilligen Helferinnen und Helfern um den Leipziger Archäologen Uwe Kraus und der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft Gifhorn möchte die Stadt- und Kreisarchäologie Gifhorn noch einmal den Spaten ansetzen, um die Grabungen auf der frühmittelalterlichen Ringwallanlage zum Abschluss zu bringen. Unterstützt werden die Untersuchungen vom Landkreis und der Stadt Gifhorn, der VGH Stiftung und der VGH Regionaldirektion Celle, der Gemeinde Sassenburg sowie dem Museums- und Heimatverein Gifhorn e.V.

Bei den Grabungen im Vorjahr wurden möglicherweise Reste des einstigen Burgtores erfasst. Hier möchten die Forscher wieder ansetzen (Foto: Kreis- und Stadtarchäologie Gifhorn).
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Licht auf dunkle Jahrhunderte: Archäologische Ausgrabungen an der Sassenburg bei Gifhorn

Vortrag im Rahmen der Geschichtswerkstatt Gifhorn am 28. Mai, 19 Uhr

Manchmal steckt in lokalen Legenden ein wahrer Kern, der sich archäologisch belegen lässt. Das zeigen Untersuchungen, die seit 2019 von der Kreis- und Stadtarchäologie gemeinsam mit der Universität Leipzig, der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft im Museum und Heimatverein Gifhorn e.V. und weiteren Projektpartnern an der Sassenburg östlich von Gifhorn durchgeführt werden. 

Die in der Heimatliteratur seit Langem bekannte Anlage war in der Vergangenheit immer wieder Gegenstand verschiedener Spekulationen: Handelt es sich um eine Verteidigungsanlage Karls des Großen? Wurde sie in sächsischer Zeit als Befestigung gegen die Slawen errichtet? Oder wurde sie erst viel später im 13./14. Jahrhundert erbaut? Und was hat es mit der sogenannten Balkburg auf sich, die ebenfalls ganz in der Nähe zwischen Dannenbüttel und Gifhorn vermutet wird? 

Seit 2019 erforschen die Kreis- und Stadtarchäologie, die Archäologische Arbeitsgemeinschaft Gifhorn und Studierende der Archäologie von der Universität Leipzig die Sassenburg (Foto: Kreis- und Stadtarchäologie Gifhorn).
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Wenn’s am schönsten ist…

…soll man aufhören. Doch es ist ein altes Archäologiegesetz, dass am letzten Tag noch etwas Besonderes zum Vorschein kommt. Und als wir heute Vormittag schon alle Funde verpackt hatten, die Fotolisten so gut wie fertig waren, und die letzten Profile beschrieben wurden, kam wie aus dem Nichts ein neuer Befund. Tief unter dem Wall, unterhalb zweier diffuser Verfärbungen, lag ein klares Pfostenloch, das uns stutzig machte. Also hieß es noch einmal alle Kräfte mobilisieren und mit vereinten Kräften zur Schaufel greifen, um ein letztes Planum unterhalb des Walles anzulegen.

Überraschend kam in größerer Tiefe noch ein kleines Pfostenloch zum Vorschein (roter Pfeil).

Doch außer dem einen kleinen Pfosten kam nichts Weiteres zutage. Auch die Siebe blieben bis auf einige Feuersteinstücke weitgehend leer, und so lässt uns die Sassenburg – zumindest was die vorwallzeitliche Nutzung angeht – mit ein paar offenen Fragen zurück. Das ist jedoch alles andere als tragisch, denn jetzt wissen wir mit Gewissheit, dass wir unterhalb der Befestigungsanlage mit deutlich älteren Strukturen zu rechnen haben. Zusammen mit den bislang gewonnen Informationen besteht also durchaus Grund zu der Annahme, künftig mehr als nur einzelne Fundstücke aus der weiterzurückliegenden Geschichte zu erhalten. Damit das in Zukunft möglich ist, möchten wir dringend darauf hinweisen, dass es verboten ist, auf eigene Faust und ohne ausdrückliche Genehmigung an der Sassenburg zu graben. Das darf selbstverständlich nicht jeder, auch nicht „theoretisch“, wie ein stark gekürztes und sinnentstelltes Zitat in der Presse nahezulegen scheint.

Zum Nachmittag war alles in Sack und Tüten, sodass wir die Fläche aufräumen, Werkzeug und Gerät reinigen und für den Abtransport vorbereiten konnten. Ein Problem blieb jedoch bestehen. Nachdem wir uns auf dem aufgeweichten Zufahrtsweg mehr als einmal fast festgefahren hatten, fragten wir uns, wie wir das ganze Equipment von der Grabung bekommen sollten. Doch dank der spontanen und zugkräftigen Unterstützung durch den benachbarten Pächter Herrn Stand haben wir alles trockenen Fußes zurück in den Stützpunkt der Kreis- und Stadtarchäologie bringen können. Jetzt heißt es zunächst die Daten auszuwerten und Vergleichsfunde zu sichten, um Ansatzpunkte für die nächste Kampagne zu formulieren.

Schaufeln, Kellen, Spaten, Zollstöcke, Maßbänder usw. usf. Was gehört nach Leipzig und was nach Gifhorn?
Mit modernstem Ackergerät aus dem Jahr 1971 bekamen wir die schweren Anhänger von der durchweichten Wiese.

Schon sind wieder zwei Wochen vorbei und die diesjährige Grabungskapagne auf der Sassenburg selbst ein Teil der Geschichte. Dass es sich erneut um eine Erfolgsgeschichte handelt, ist einerseits den motivierten Helferinnen und Helfern auf der Grabung selbst zu verdanken, andererseits aber auch Leuten wie Herrn Stand oder Heinz Merten, die spontan ihre Hilfe anbieten und mit anfassen. Unser Dank gilt aber auch der VGH Stiftung, dem Museums- und Heimatverein Gifhorn e.V. und dem Landkreis Gifhorn, die mit ihrer finanziellen oder logistischen Unterstützung die Grabung überhaupt erst möglich gemacht haben. Gern kommen wir im nächsten Jahr wieder!

Auch in diesem Jahr hat es wieder allen großen Spaß gemacht! Und gelernt haben wir auch wieder viel.

Feucht und trotzdem fröhlich

Das Wetter ist eine Ketchupflasche: Erst kommt nichts und dann alles auf einmal. Nachdem wir in den letzten zwei Wochen von der Sonne verwöhnt wurden, kam es heute knüppeldick: Schon am frühen Morgen waren über Gifhorn und Umgebung rund 30 mm Regen niedergegangen. Als wir wie gewohnt um 8 Uhr an der Grabungsstelle eintrafen, regnete es noch immer recht heftig, sodass wir erst einmal abwarten mussten.

Schon am Morgen voll: unsere Profile stehen unter Wasser.

Die Wartezeit bis zum Beginn der eigentlichen Ausgrabungsarbeiten war jedoch keineswegs langweilig. So ergab sich die Möglichkeit, bei einer Tasse Kaffee im Mannschaftszelt mit Herrn Professor Dr. Hermann Behling von der Abteilung Palynologie und Klimadynamik von der Universität Göttingen ins Gespräch zu kommen. Professor Behling war heute bei uns zu Gast, um Proben für botanische bzw. vegetationsgeschichtliche Untersuchungen zu nehmen. Der Regen hatte insofern auch sein Gutes, denn so konnten wir nicht nur das wissenschaftliche Potential der Sassenburg herausstellen, sondern auch ausführlich über künftige Kooperationen und Forschungsmöglichkeiten im Landkreis Gifhorn sprechen.

Bereit für’s Labor: eine Bodenprobe aus dem Ortstein.

Gegen 10:30 Uhr ließ der Regen dann aber allmählich nach, sodass wir mit der eigentlichen Arbeit beginnen konnten. Hierfür mussten wir zunächst mit Eimern und Menschenkette das Wasser von der Fläche entfernen. Zu dem Zeitpunkt war schon klar, dass viele der erst gestern angelegten Profile vom Regen unterspült und eingebrochen waren. Hier durften wir erneut mit Spaten und Kelle tätig werden.

Das Wasser muss weg! Eine Eimer- und Menschenkette hilft dabei.

Nachdem die Fläche hergerichtet war, ging es an die Entnahme der Bodenproben. Der äußerst feste Ortstein stellte die von Professor Behling zur Verfügung gestellten Stechkästen auf eine harte Probe. Doch die Kästen hielten Stand. Parallel hierzu wurde die bereits gestern im Wallschnitt entdeckte Grube weiter freigelegt – und dabei immer breiter und tiefer. Bereits 2021 war unter der Wallfüllung eine Feuerstelle aufgetaucht, die nach den unterdessen vorliegenden C14-Ergebnissen aus der frühen Bronzezeit stammt. Gehört die jetzt entdeckte Grube etwa auch in die Bronzezeit? Die detaillierte Auswertung der Keramik wird es zeigen.

Am Nachmittag kam außerdem Dr. Arne Butt von der VGH Stiftung zum Besuch auf der Sassenburg vorbei. Herr Dr. Butt überzeugte sich vor Ort von der Fortschritten der Arbeiten und zeigte durch seine Nachfragen, dass er selbst auch über archäologisches Fachwissen verfügt. So war es auch für uns spannend zu hören, dass Herr Dr. Butt als junger Mann bei der Stadtarchäologie in Göttingen seinen Zivildienst abgeleistet hat.

Doch zurück zur Sassenburg: Auch im Grabenkopf wurden zunächst die Verfüllschichten entnommen, um herauszufinden, aus welchem Material die torfige Mulchschicht an der Grabensohle besteht. Nach wenigen geübten Handgriffen war alles erledigt und der Grabungsschnitt war abgeschlossen. Sodann konzentrierten wir alle Kräfte auf den letzten Untersuchungsabschnitt zwischen den Grabenköpfen. Doch trotz mehrmaligen Putzens des Planums zeigten sich keine eindeutigen Strukturen. Eher scheint das Gelände hier abgetragen und vom Pflug überprägt. Aber ganz am südlichen Ende der Untersuchungsfläche deutet sich der zweite Grabenkopf an – Potential für kommende Nachforschungen!

Mit vereinten Kräften schaffen wir auch die letzten Meter.

Neue Befunde, neue Fragen

Nicht nur das Wetter spielt mit. Die Arbeit geht super voran, denn mittlerweile greift jede Hand in die andere und das Team ist perfekt eingespielt. Die Kunst bestand daher heute vor allem darin, dass die Dokumentationsarbeiten mit den Grabungen schritthalten konnte.

Die unter dem Wall verborgenen Strukturen mit den vorgeschichtlichen Funden entziehen sich bislang einer eindeutigen Interpretation. Nach einem gründlichen Flächenabtrag und behutsamen Feinputz deuteten sich aber einzelne Einheiten ab, von denen die ersten bereits untersucht werden konnten. Eine Besonderheit ist eine tiefe Grube, die sich unter den gestern geborgenen Keramikscherben älterer Machart abzeichnet.

Was ist wichtig, was nicht? Ein Blick auf den „Wallschnitt“ aus der Drohnenperspektive.

In dem mittlerweile fast zwei Meter tiefen Abschnitt im Grabenkopf mussten die Hauptprofile, die über den Verlauf des Grabens Auskunft geben, fotografiert, beschrieben und eingemessen werden. Der eigenwillige Einbau unterhalb der Grabensohle wurde aufwändig dokumentiert, damit davon ein dreidimensionales Modell angefertigt werden kann. Hoffentlich sind die über 100 Fotos, die für die Berechnung dieses Modells notwendig sind, auch scharf geworden. Denn nach den Fotoarbeiten wurden die einzelnen Bestandteile geborgen, verpackt und für naturwissenschaftliche Untersuchungen präpariert. Insbesondere von dem Holz erhoffen wir uns interessante Zusatzinformationen.

Östlich davon bestätigt sich die Vermutung, dass der Grabenkopf bis auf die höchsten Punkte der Düne heranreichte und eine rundliche Form hatte. Doch auch hier sind neue Fragen hinzugekommen. Denn unterhalb der Grabenverfüllung zeigt sich eine deutliche Eintiefung, die wir uns im Moment noch nicht richtig erklären können. Handelt es sich um eine Baugrube, die für die Errichtung des Wall-Graben-Systems eine Rolle spielte und ziemlich bald nach der Fertigstellung des Grabens wieder verfüllt wurde?

Und auch im großen Schnitt zwischen den Grabenköpfen haben sich bislang keine eindeutigen Befunde ergeben. Einzelne, kleinere Verfärbungen deuten Pfostenstellungen an, ähnlich wie die, die wir auf der Erdbrücke aufgedeckt haben. Hier müssen die Profile zeigen, ob wir tatsächlich richtig liegen.

Viel zu tun also, aber der Großteil ist geschafft! Jetzt heißt es, die Details zu entschlüsseln.

Das Grübeln über die archäologischen Befunde geht weiter.

Donnerwetter!

Trotz Regen- und Gewitterwarnung war heute wieder mächtig was los an der Sassenburg. Die Untersuchungen am Wallschnitt dauern an, denn unterhalb der verbrannten Kastenkonstruktion liegt offenbar noch eine ältere Nutzungsphase verborgen. Zahlreiche Keramikscherben älterer Machart belegen ein weiteres Mal, dass die Düne in der Alleraue mehrfach aufgesucht worden ist und die Menschen ihre Spuren im Sand hinterlassen haben. Größere Verfärbungen zeichnen sich ab, die in den verbleibenden Tagen gründlich untersucht werden müssen. Mal sehen, was da noch auf uns zukommt.

Scherben aus Verfärbungen unterhalb der frühmittelalterlichen Kastenkonstruktion.

Unterdessen laufen die Arbeiten am Grabenkopf auf Hochtouren, um diesen Untersuchungsabschnitt möglichst bald abschließen zu können. Doch die Sassenburg hält das Team auch an dieser Stelle weiter in Atem. Eine unscheinbare Verfärbung unterhalb der letzten Verfüllschicht des Grabens entpuppte sich bei genauer Betrachtung als ein Einbau in den Sand, dessen Funktion wir noch nicht ganz genau erklären können. Vielleicht diente die einfache Konstruktion aus einer kurzen Holzbohle und mehreren Steinen dazu, ansteigendes Grundwasser abzuhalten, und dadurch den Graben zu stabilisieren. Doch für eine eindeutige Interpretation ist es noch viel zu früh, denn wir wissen noch nicht einmal, wie tief dieser Einbau nach unten reicht. Hier werden wir zwar noch weitergraben müssen, doch allmählich nähern wir uns dem Grundwasser, sodass die Bedingungen für eine saubere Dokumentation nicht einfacher werden dürften.

Auf der Grabensohle fand sich eine rätselhafte Konstruktion aus mehreren Steinen und einer kleinen Holzbohle. Die Funktion ist noch nicht klar.

Und weil dass alles noch nicht genug ist, haben wir heute einen weiteren Grabungsschnitt angelegt, um die erhoffte Torsituation zumindest in Ansätzen zu erfassen. Vielleicht schaffen wir es ja noch, den Zugangsbereich näher zu lokalisieren. Doch dazu muss auch das Wetter in den kommenden Tagen mitspielen.

Das Treiben geht weiter

Endlich wieder graben! Gestärkt und voller Elan ging es nach dem „Tag der offenen Grabung“ am Samstag direkt weiter. Bei aktuell vier offenen Untersuchungsflächen kommt allerhand Dokumentationsarbeit zusammen. Außerdem müssen wir aufpassen, dass wir uns nicht verzetteln. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn jeder Fund, jede Beschreibung, jede Erdprobe bekommt ein eigenes Datenblatt, damit die Informationen auch nach der eigentlichen Ausgrabung noch nachvollziehbar und für eine wissenschaftliche Auswertung zu gebrauchen sind.

Die Dokumentation geht voran.

Im Wallschnitt liegen in den ungestörten Bereichen weitere Hölzer, die sich an den bekannten Wallverlauf anbinden lassen. An anderer Stelle sind die Befundstrukturen weniger eindeutig. Hier ist behutsames Vorgehen notwendig, um nicht vorschnell Details zu übersehen.

Die neuen Holzbefunde im Wallschnitt fügen sich überwiegend in das bekannte Bild.

Am mutmaßlichen Abschnittsgraben ganz im Osten konnten die Arbeiten so gut wie abgeschlossen werden. Die markante Vertiefung ist jedoch am ehesten auf Aufforstungsarbeiten für die Bepflanzung der Düne zurückzuführen, denn die erfassten Erdschichten scheinen im vermuteten Grabenbereich abgetrennt und gestört zu sein. Ein konkreter Graben ist nicht zu erkennen. Weitere Keramik- und Feuersteinfunde belegen jedoch die intensive Nutzung des Areals in vorgeschichtlicher Zeit.

Auch am Grabenkopf stehen die Grabungsarbeiten kurz vor dem Ende. Die Grabensohle ist erfasst. Sie zeichnet sich durch ein ca. 30 cm mächtiges Torfpaket aus, das durch verrottete Pflanzen- und Holzreste in der Grabenverfüllung entstanden ist. Genaue Informationen darüber, um welche Pflanzen es sich dabei handelt, erhalten wir jedoch erst nach der Grabung durch eine botanische Analyse.

Auch abends geht die Arbeit weiter: Funde werden in der Unterkunft sortiert und „verzettelt“.

Soweit sind wir im Umfeld des Grabens jedoch noch nicht. Die Suche nach dem Zugang dauert an. Hoffnung macht ein großer Befund, der vielleicht auf einen mächtigen Pfosten zurückgeht. Weitere Vertiefungen in der Umgebung könnten dazugehören. Doch um das herauszubekommen, bedarf es noch einiges an Schaufelarbeit. In wenigen Tagen wissen wir mehr und wir werden berichten.

Viele Gäste – neue Befunde

Was für ein Tag! Trotz Wochenende und schwerer Knochen waren wir früh auf der Fläche, um alles für den großen „Tag der offenen Grabung“ vorzubereiten. Um 10 Uhr ging es los mit einer Führung für den stellvertretenden Landrat Thomas Reuter, die Kreisrätin Ute Spieler und dem Fachbereichsleiter Bauwesen Dr. Franz-Josef Holzmüller. Die Vertreter von Politik und Verwaltung zeigten sich mehr als zufrieden mit den bislang erreichten Ergebnissen, zumal die Beteiligten die Arbeiten seit 2021 intensiv verfolgen. Gleiches gilt für die Mitglieder des Museums- und Heimatvereins Gifhorn, die sich ab 11 Uhr über die neuen Grabungsresultate informierten. Um 12 Uhr öffnete die Sassenburg dann für die Öffentlichkeit ihre Pforten. Und trotz der eher schlechten Wetterprognosen kamen die Gäste in Scharen! Viele interessierte Besucherinnen und Besucher wurden von uns über die Grabung geführt. Und um es gleich vorweg zu sagen: Wettermäßig blieb es trocken, archäologisch spannend!

Die Vorbereitungen sind getroffen – die Gäste können kommen!

Im neuen Schnitt am Abschnittsgraben ganz im Osten der Sassenburg sind wir noch nicht bis in die erforderliche Tiefe vorgedrungen. Dennoch stellten sich weitere spannende Funde ein, darunter ein Kerngerät, das etwa zum Schaben oder Kratzen benutzt worden sein könnte. Im Schnitt südlich der bereits 2021 und 2022 untersuchten Flächen wurde die morgendliche Bewölkung dafür genutzt, die aufgedeckten Befunde noch einmal mit der Drohne zu fotografieren. Diesiges Wetter verhindert Schlagschatten und ist damit optimal für archäologische Fotografien. Nachdem die Befunde mit dem Tachymeter eingemessen worden waren, wurden die Arbeiten hier eingestellt, da die ersten Gäste über die Grabungsfläche geführt werden durften. Generell kamen die Arbeiten heute etwas langsamer voran, schließlich wollten wir uns um unsere zahlreichen Gäste und ihre Fragen kümmern.

Im Laufe des Tages fanden viele Gäste den Weg zur Sassenburg.

Dennoch blieben auch heute die archäologischen Überraschungen nicht aus. Bereits am gestrigen Abend wurde von uns ein neuer Schnitt ausgesteckt und der Waldboden abgetragen. Schon wieder ein neuer Schnitt? Ja! Die Vermutung, dass die Erdbrücke zwischen dem Ringwall und der Anhöhe bereits im Frühmittelalter bestand und offenbar auch genutzt wurde, verfestigt sich aufgrund eines auf den ersten Blick massiven Pfostens in der unmittelbaren Umgebung des Grabenkopfes. Hier werden wir in der nächsten Woche wohl nicht um eine Vergrößerung der Untersuchungsfläche herumkommen. Aber die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass sich das lohnen könnte.

Was haben wir denn da?! Eine Grube oder einen sehr großen Pfosten?

Im Laufe des Tages konnten wir mehr als 250 Gäste über die Ausgrabungen informieren. Ein toller Erfolg, über den wir uns sehr freuen und auf den wir abends – dank der großzügigen Spenden – bei einem gemeinsamen Umtrunk anstoßen. Die nächste Woche kann kommen.

In jedem Schnitt – ein Hit

Nach einem ausgelassenen Feierabend ging es bei strahlendem Sonnenschein wieder zur Sache, denn wir wollen am morgigen BesucherInnentag ja auch allen Interessierten zeigen, wie unglaublich reichhaltig das archäologische Potential der Sassenburg ist.

Die Ausgrabungsarbeiten am Wall sind so gut wie abgeschlossen. Die freipräparierten Hölzer passen perfekt an die im letzten Jahr freigelegte Kastenkonstruktion. Der Verlauf des Walles wird dadurch immer deutlicher. Noch ein wenig Dokumentationsarbeit ist zu tun, aber dann kann sich das Grabungsteam in der nächsten Woche einer neuen Fläche widmen. Dass das durchaus vielversprechend ist, hat sich heute wieder gezeigt.

Der neue Grabungsschnitt liegt ganz im Osten der „Sassenburg-Allerinsel“.

Denn in der neuangelegten Untersuchungsfläche ganz im Osten war schon nach wenigen Stunden die Freude über neue Funde groß. Auf dem vorgelagerten, etwa 3 m hohen Sporn mit einem fantastischen Blick auf die Aller konnten wir erneut Hinweise auf die Anwesenheit von Menschen schon in grauer Vorzeit entdecken. Gebrannte Steine, mehrere Keramikscherben, Artefakte aus Feuerstein, darunter ein wunderbar erhaltener Kernstein, auf dem regelrecht abzulesen ist, wie einzelne Feuersteinklingen heruntergelöst wurden, ließen die Finderherzen höherschlagen.

Wie aus dem Lehrbuch: Kernstein aus der neuen Grabungsfläche.

Einen weiteren Grabungsschnitt haben wir in Verlängerung des Grabenkopfes in Richtung Wall angelegt. Hier wollen wir herausfinden, warum der Wall auffällig breit – und verhältnismäßig flach – erhalten ist. Möglicherweise war die Befestigung an dieser Stelle andersartig aufgebaut. Vielleicht erhalten wir ja doch noch eindeutige Anzeichen für ein Tor an der Sassenburg. Die Grundlagen dafür haben wir auf jeden Fall schon (an)gelegt. Am besten, Sie überzeugen sich morgen ab 12:00 Uhr selbst davon. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Sorgfältig abgedeckt warten die Grabungsflächen auf den nächsten Grabungstag – und auf den Tag der offenen Grabung.