09. Juli 2024 – Exkursionsbericht von R. Bartoschewitz
Die von etwa 1800 bis Mitte der 1860er Jahre von Eigenlehnern betriebene Eisenerzgrube Roter Bär bildet den Kern des gleichnamigen Lehrbergwerkes und wird von der Arbeitsgruppe Bergbau unter dem Dach des St. Andreasberger Vereins für Geschichte und Altertumskunde e.V. betrieben. Die 1988 gegründete Arbeitsgruppe hat ihre Aktivitäten mittlerweile auf den gegenüberliegenden Beerberg ausgedehnt, wo sich die frühsten Stätten des um 1520 aufgenommenen Silbererzbergbaus befinden. Heute können hier insgesamt fünf wieder aufgewältigte alte Gruben befahren werden, die von den ehrenamtlichen Forschern der AG betreut werden. Im Beerberg, der über- wie auch untertage ein imposantes Montandenkmal darstellt, verbirgt sich ein Stollen- und Streckensystem mit einer Gesamtlänge von rund 34 Kilometern. Ziel ist es, die alten Bergwerke im Bereich des Wennsglückter- des Reiche Troster- und Jacobsglücker Ganges wieder befahrbar zu machen und die Aufschlüsse montanarchäologisch und geowissenschaftlich zu untersuchen und für zukünftige Generationen zu erhalten.
Das Salzbergwerk Braunschweig-Lüneburg in Grasleben ist das letzte noch aktiv abbauende Bergwerk in Niedersachsen und fördert etwa 650.000 t Steinsalz für die chemische und Lebensmittelindustrie, als Auftausalz sowie als Tiernahrung (Lecksteine) aus der Allergraben Salzstruktur, einer etwa 50 km langen und 1 km breiten Salz-Aufpressung (Diapir) in einer grabenartigen Spalte zwischen Wolfsburg und Oschersleben. Mit der Gebietsreform 1974 wurde Grasleben vom Landkreis Gifhorn dem Landkreis Helmstedt zugeordnet.
Abb. 1: Teilnehmer der Geowissenschaftlichen AG des MHV und begleitende Mitarbeiter des Salzbergwerks Braunschweig-Lüneburg auf der 540 m Sohle
Ein Vortrag der geowissenschaftlichen Arbeitsgemeinschaft
Rainer Bartoschewitz wird in seinem Vortrag am Dienstag, 14.05.2024 ab 19.00 Uhr im Historischen Museum Schloss Gifhorn, über die Herkunfts-Bestimmung der Geschiebe und den Stand des Geschiebekatasters des Landkreises Gifhorn berichten.
Die Gletscherströme der Eiszeit aus Skandinavien hobelten die Erdoberfläche, transportierten die „Späne“ in südliche Richtung und lagerten sie als Geschiebe ab. Anhand der abgelagerten Gesteine lässt sich zum Teil deren Herkunft bestimmen und somit auch der Verlauf der Gletscherbewegungen. Ein bereits begonnenes Geschiebekataster mit Funden aus dem Landkreis Gifhorn wird mit dem Workshop Geschiebe II erweitert. Der Eintritt ist wie immer frei, Spenden sind willkommen.
Hinweis 1: zur Zeit gibt es keine besonderen Hinweise.
Näheres siehe jeweils unten im Programm der Geo AG.
Geologie des Landkreises Gifhorn
Auf den ersten Blick gibt es hier doch nur Kiese und Sande – das ist doch keine Geologie!? Bei weitem gefehlt – Sand war im Jahr 2016 das Gestein des Jahres!
Während der Eiszeiten hobelten die aus Skandinavien kommenden Gletscher die Oberflächengesteine ab und transportierten sie südwärts. So kam es hier zur Ablagerung von einer Vielzahl der unterschiedlichsten Gesteine aller Bildungsprozesse mit Altern zwischen 1 und 2000 Millionen Jahren! Von einigen Gesteinen kennen wir die Herkunftsgebiete, doch große Gebiete liegen heute unter Wasser, andere sind durch die Gletscher komplett abgetragen – der Variantenreichtum unserer Geschiebefunde übersteigt bei weitem das zurzeit bekannte Gesteinsmaterial der Herkunftsgebiete.
Die sanfte Morphologie unseres Landkreises wurde durch die eiszeitlichen und nacheiszeitlichen Prozesse mit seinen Moränen, Abflussrinnen, Sandern, Pingos, Dünen, Schlatts und Mooren geprägt.
Im Landkreis Gifhorn ist das Klima der bedeutendste geologische Prozess und jedes Geotop stellt ein Klima-Archiv dar!
Aber es gibt auch Gebiete, in denen die Gletscher Fenster in die frühere Geologie unseres Landkreises öffneten. So finden wir
– fast 200 Mio. Jahre alten festlandnahen Meeresgrund aus dem Unterjura mit seiner vielfältigen Fauna von Insekten bis zu Sauriern,
– etwa 100 Mio. Jahre alten Grund des Flachmeeres der Unterkreide mit seinen Tonen und fossil- und mineralführenden Geoden und
– knapp 70 Mio. Jahre alten Grund des Oberkreidemeeres mit seiner beindruckenden Meeresfauna.
Die sanfte Morphologie täuscht jedoch über die vorherigen gewaltigen geologischen Prozesse des Salzaufstieges hinweg, die zur Bildung unserer heimischen Rohstoffe Salz, Erdöl und Erdgas führten.
Mit unseren Aktivitäten möchten wir allen Interessierten die Geologie unseres Landkreises verständlich machen, denn das ist die Voraussetzung für das Erleben der Schönheit Natur.
Unsere Veranstaltungen sind für alle Interessierten offen und Gäste sind stets herzlich willkommen!
Viel Spaß bei unseren angekündigten Veranstaltungen!
Rainer Bartoschewitz
Foto: Das Okertal bei Dalldorf (Mai 2024, R. Bartoschewitz)
Das Okertal entstand als Teil des Entwässerungssystems der abschmelzenden eiszeitlichen Gletscher, wahrscheinlich bereits während der Elster-Eiszeit (Bombien 1987) vor 440.000 Jahren, dass die Schmelzwässer von der Vereisungsgrenze am nördlichen Harzrand nach Norden in das Breslau-Bremer-Urstromtal („Aller-Urstromtal“) abführte.
Vorträge:
Treffen: Historisches Museum Schloss Gifhorn um 19.00 Uhr
12.03.24: Der Wohlen-Berg Komplex – eine Stauchmoräne: Dr. V. Plack 14.05.24: Kataster der Geschiebe-Funde im Landkreis Gifhorn: R. Bartoschewitz 13.08.24: Sedimente des Harzer Bergbaus im Landkreis Gifhorn: B. Noltemeyer 08.10.24: Fundstellen, Ausrüstung, Methoden und Bestimmung – Möglichkeiten der Erkenntnisgewinnung für (Hobby-) Geologen: K. Dyck 10.12.24: Sedimentärgeschiebe im Landkreis Gifhorn: Dr. A. Popp
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