Punktlandung

Es ist vollbracht. Zumindest für dieses Jahr. Mit vereinten Kräften konnten die letzten Befunde untersucht, zahlreiche Profile dokumentiert und die letzten Funde geborgen werden.

Während die Arbeiten am Nordwall heute ruhten und im Ostschnitt erfolgreich die Dokumentationsarbeiten zum Abschluss kamen, ging es im Innenbereich hoch her. Die aufgedeckten Verfärbungen haben sich tatsächlich als zweifelsfreie Baugruben herausgestellt. Zum Leidwesen des Grabungsteams hatten die Architekten der Sassenburg-Siedlung im Hochmittelalter allerdings auf Stabilität gesetzt. Dafür gründeten sie die für die Gebäude notwendigen Pfosten bis in den mächtigen Ortstein hinein. Spitzhacke, Brechstange und Meißel waren vonnöten, um die Tiefe der Eingrabungen zu erfassen. Doch die Anstrengung hat sich gelohnt. Auch wenn sich in dem erforschten Bereich noch kein vollständiges Gebäude rekonstruieren lässt, ist klar geworden, dass eine spätmittelalterliche Ansiedlung im Innenbereich des Ringwalles bestand.

In den rötlichen Ortstein abgetiefte Grube mit Pfostenstandspur. Durch Keramikfunde lassen sich die Befunde in das späte Mittelalter datieren.
Die vier Grabungsschnitte im Innenraum der Anlage.

Die diesjährige Kampagne kann definitiv wieder als Erfolg gewertet werden, zumal bis vor zwei Jahren noch so gut wie nichts über die Sassenburg bekannt war. In jedem Grabungsabschnitt konnten die Indizien des Vorjahres weiterverfolgt und durch neue Erkenntnisse ergänzt werden. Die Konstruktion des frühmittelalterlichen Walles ist weitgehend geklärt; der Nachweis für eine Nutzung des Innenbereiches ist erbracht.

Das Wallprofil im Osten.

Aber: Nach der Grabung ist vor der Grabung. Deshalb müssen die Funde, muss die Dokumentation in den nächsten Wochen und Monaten akribisch ausgewertet werden, um die zunächst vorläufigen Ergebnisse zu präzisieren und neue Überlegungen für künftige Untersuchungen aufzustellen. Es gilt Zeichnungen und Pläne anzufertigen, Vergleiche anzustellen und Laborergebnisse einzuholen.

Doch bevor es wieder still wird auf der „Sassenburg“ und die Schreibtischarbeit beginnen kann, müssen Geräte gesäubert und verstaut, der Bauwagen zurückgebracht und das Grabungszelt abgebaut werden. Dementsprechend wird es morgen ganz bestimmt nicht langweilig an der Sassenburg.

Vollpfosten!?

Es hatte sich angedeutet. Kurz vor Schluss wird die Zeit knapp. Doch auch auf den letzten Metern lässt sich das Sassenburg-Team weder vom Ziel ab noch aus der Ruhe bringen.

Im Nordwall kamen die Arbeiten mit der Probenentnahme für die Datierung zum Ende. Mindestens ein Bauholz scheint genügend Jahrringe aufzuweisen, um zu überprüfen, ob es zu den im letzten Jahr entdeckten Hölzern gehört. Oder ob es – wie sich im Grabungsverlauf andeutete – zu einem späteren Einbau gehört. Die übrigen Hölzer sind nur fragmentarisch erhalten. Für eine Radiokohlenstoffdatierung bieten sie aber genügend Substanz, falls die Jahrringbeprobung nicht funktionieren sollte.

Schlachtfest: Im östlichen Schnitt werden die Hölzer geborgen.

Im Ostschnitt sind so gut wie alle Fragen geklärt und der Abbau hat begonnen. Dennoch kommen weitere Details zum Vorschein. Ein festes, humoses Band unterhalb der Sandschüttung für den Wallkörper mag auf eine Baugrundbesfestigung hindeuten, die den lockeren Dünensand stabilisiert haben könnte.

Im Innenbereich lauert dagegen noch etwas mehr. Den geübten Augen und dem Willen zur Erkenntnis ist es zu verdanken, dass unterhalb der spätmittelalterlichen Kulturschicht nicht aufgehört wurde. Nach der Schaufel- und anschließenden Feinarbeit bilden sich mehrere rund-ovale Verfärbungen im Dünensand ab. Ein erster Profilschnitt durch eine solche Verfärbung war nicht nur schweißtreibend, sondern auch sehr erhellend. Über einen Meter ragt die mit Holzkohle und Brandlehm verfüllte Grube senkrecht durch den Ortstein. Sollten diese Gruben als Pfosten für ein Gebäude gedient haben, wie sich im Messbild andeutet, dann wäre dies ein größeres Gebäude gewesen. Gut möglich aber auch, dass die Gruben einen anderen Zweck erfüllten – etwa als Speicher- oder Vorratsgruben.

Eine Grabungshelferin beim Freilegen eines massiven Pfostenlochs, das durch den Ortstein abgetieft wurde.

Wie auch immer: Am vorletzten Tag wird das Team noch einmal alles geben! Die Grundlage hierfür bildet das vom Gifhorner Bürgermeister spendierte Grillfest. Die Kalorien müssen schließlich wieder abgebaut werden….

Das Grabungsteam bei der Energiezufuhr.

(K)ein Ende in Sicht

Der Countdown läuft. Noch drei Tage, doch die Sassenburg offenbart immer neue Erkenntnisse. Im Nordwall ist die Dokumentation so gut wie abgeschlossen. Lediglich die Proben für die naturwissenschaftlichen Untersuchungen – Jahrringauszählung und Radiokohlenstoffdatierung – müssen noch geborgen werden.

Etwas mehr Arbeit ist noch im Innenbereich zu leisten. Unterhalb der spätmittelalterlichen Kulturschicht finden sich immer wieder Feuersteingeräte im Dünensand. Wie im letzten Jahr wird deutlich, dass das Gelände der Sassenburg bereits vor mehreren tausend Jahren ein interessanter Ort war. Ob die heute in über einem halben Meter Tiefe entdeckten Verfärbungen ebenfalls in die Vorgeschichte datieren oder zu einem mittelalterlichen Gebäude gehören, wird noch zu klären sein. Hier wartet noch einiges an Schaufelarbeit auf die hochmotivierte Truppe.

Im Innenbereich kommen immer wieder Feuersteingeräte zum Vorschein.

Etwas feinfühliger, doch nicht weniger arbeitsaufwändig geht es im Ostschnitt zu. Um die Details der Holzverbindung mit etwas mehr Ruhe nach der Grabung untersuchen zu können, wird die letzte, besonders gut erhaltene Lage der Bauhölzer für eine möglichst vollständige Bergung vorbereitet. Da muss jeder Handgriff sitzen. Dass dem mittlerweile so ist, zahlte sich beim routinierten Freilegen und Bergen der bislang freigelegten Hölzer aus. Am Verbindungspunkt von Quer- und Längshölzern kam ein im Dünensand steckender, angespitzter Pfosten zum Vorschein, der nun auch die letzten Zweifel an der Konstruktionsweise beseitigt.

Außenseite der Kastenkonstruktion mit einem vorgelagerten Pfosten (ganz rechts).

So kann es weiter gehen – auch wenn das bedeutet, dass sich der Feierabend immer etwas nach hinten verschiebt. Stärkung und Motivationshilfe kommen dabei vom Bürgermeister von Gifhorn, Matthias Nerlich, der die Grabungsstelle heute besuchte und dem Grabungsteam einen Grillabend spendierte. Mit dieser Aussicht geht es in die letzten drei Tage!

Bürgermeister Matthias Nerlich im Gespräch mit den Archäologen.

Hölzer in allen Zuständen

Heute brach die letzte Woche der Grabung an der Sassenburg an. Es wurde wieder geschaufelt, geputzt, fotografiert und dokumentiert. Im östlichen Untersuchungsbereich wurden weitere größere Holzkohlereste mit Paraloid stabilisiert und vorsichtig geborgen. Hoffentlich sind einige Funde dabei, die sich dendrochronologisch genauer bestimmen lassen. Kurz darauf dann die nächste Überraschung: Eine weitere Lage der Kastenkonstruktion gab sich zu erkennen. Doch diesmal bestand der Befund nicht nur aus verkohlten, sondern aus weitgehend vergangenen („vertorften“) und sogar verhältnismäßig gut erhaltenen Hölzern, die sogar einige Details der Holzverbindung erkennen lassen. Die Hölzer schließen nahtlos an den bisher freigelegten Bereich an. Besondere Beachtung fand dabei ein regelrecht frisch aussehendes Stück Birkenrinde.

Weitere Holzbefunde im östlichen Grabungsschnitt.

Am nördlichen Wall und im Innenbereich ging es ebenfalls voran. Die Schichtreihenfolge im Nordwall ist nicht immer eindeutig, und an einigen Stellen deutet sich tatsächlich ein späterer Einbau an. Hier muss morgen mit größter Vorsicht vorgegangen werden, um datierbares Material zu bergen.

Besuch aus Leipzig: Uwe Kraus erläutert Herrn Prof. Veit und seiner Frau die archäologischen Befunde.

Im Innenbereich kamen beim Schaufeln und Sieben wieder spätmittelalterliche Keramikscherben zum Vorschein. Doch erst bei genauer Betrachtung und im Vergleich mit anderen Fundstellen werden diese Funde näher zu bestimmen sein. Da wartet auch nach der Ausgrabung noch ein wenig Arbeit auf das Team.

Doch bis dahin schaufeln, dokumentieren und bergen wir erst einmal fleißig weiter. Viel Zeit ist ja nicht mehr. Derweil fängt der Farn schon wieder an zu wachsen. Da sieht man, wie schnell sich die Natur ihr eigenes Revier zurückerobert!

Der Farn kommt schon zurück!

Vorhang auf

Reges Treiben herrschte heute wieder auf der Sassenburg. Doch diesmal war das Grabungsteam nicht allein dafür verantwortlich. Deutlich über 200 Besucherinnen und Besucher bevölkerten den Ringwall an der Aller. Wie im letzten Jahr stieß der Tag der offenen Grabung auf großes Interesse. Dementsprechend war das Team heute weniger mit Schaufeln, Kratzen, Sieben oder Dokumentieren beschäftigt, sondern widmete sich gerne und mit großem Spaß den Führungen über das Grabungsgelände.

Ein Blick aus der Vogelperspketive auf die Grabungsschnitte, an denen sich die Gäste über die Ergebnisse der diesjährigen Grabungen informieren.
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Die Zeit läuft

Die dritte Woche ist so gut wie vorbei und noch immer gibt es viel zu tun! Immerhin scheint im nördlichen Grabungsbereich das Ende des Walles so gut wie erreicht, sodass heute mit der Feinarbeit an den Profilwänden begonnen wurde. Der bislang nur in der Ebene dokumentierte Schichtaufbau lässt sich dadurch noch einmal überprüfen. Interessant ist dabei, dass es scheinbar gelungen ist, ein weiteres Detail der Befestigung zu erfassen: Östlich der nach Innen verstürzten Schichten des Wallkörpers ist der Brandhorizont deutlich mächtiger und annähernd horizontal abgelagert. In Verbindung mit den bisherigen Erkenntnissen deutet sich ein plateauförmiges Element auf der Wallkuppe an.

Auch im Innenbereich geht die Arbeit voran.

Im Innenbereich sind nun drei von vier Quadranten in Arbeit. Beim Abgraben konnten weitere Keramikscherben z. T. auch jüngerer Zeitstellung entdeckt werden. Konkrete Befunde dazu zeichnen sich bislang aber noch nicht ab. Wie es aussieht, muss das Team noch tiefer noch tiefer gehen.

Blick in den östlichen Grabungsschnitt mit den Spuren der verschiedenen Balkenlage und Pfosten.

Im östlichen Grabungsschnitt wurde den hölzernen Konstruktionen weiter nachgespürt. Nach der Bergung der Holzkohlereste an der Wallkuppe schälen sich die Befunde immer besser heraus. Ganz deutlich sind nun die wallparallelen Hölzer mit den senkrecht ansetzenden Querhölzern nachzuvollziehen. Letztere ruhten am äußeren Wallfuß auf einer Balkenlage, die offenbar von vorgesetzten Pfosten gestützt wurde. Wie im Vorjahr lässt sich die gelbe Walleinfüllung, aus der immer wieder einzelne Funde zum Vorschein kommen, deutlich von den davorliegenden fundleeren Sedimenten unterscheiden. Die Gesamtkonstruktion und andere Details lassen sich am besten vor Ort erklären. Daher: Wer sich selbst ein Bild machen möchte, ist herzlich eingeladen, uns am morgigen Tag der offenen Grabung auf der Sassenburg zu besuchen. Los geht es ab 13 Uhr.

Einbauten und Umbauten

Immer mehr verdächtige Strukturen tun sich auf. Doch nicht immer ist die Interpretation eindeutig. Im nördlichen Wallschnitt wurde weiter in Richtung Innenseite abgetieft, weil hier weitere Hölzer vermutet werden. Doch leider verstecken sich diese bisher recht gut, sodass hier morgen weiter in die Tiefe gegangen werden muss. Die bisher gefundenen Hölzer wurden vor der weiteren Austrocknung geschützt und stabilisiert, um sie für die anstehende Profildokumentation vorzubereiten.

Waren Keramikfunde im letzten Jahr noch eine Besonderheit, finden sich diese nun vergleichsweise häufig – und das sogar aus unterschiedlichen Zeitstellungen! Zwar deutet sich allmählich ein spätmittelalterlicher Einbau im ursprünglich frühmittelalterlichen Wall an, doch wie dieser im Detail gestaltet war, lässt sich gegenwärtig noch nicht mit Gewissheit sagen. Wir bleiben dran!

Erkenntnisreich ging es auch im Innenbereich der Burg voran. Fachkollegen bestärkten uns in der Auffassung, dass wir hier Pfosten eines möglichen Hauses erfasst haben. Denkbar ist, dass es sich um den Rest eines Grubenhauses handelt. So zeichnet sich mehr und mehr eine spätmittelalterliche Nachnutzung der Anlage ab. Ob diese auch mit größeren Umbaumaßnahmen einherging, wird sich aber erst noch zeigen müssen.

Uwe Kraus erläutert die im Inneren der Anlage aufgdeckten Befunde.

Das Team in der östlichen Untersuchungsfläche konnte heute ebenfalls einige Erfolge verbuchen. Die im Vorjahr ohnehin mit Fragezeichen versehene innere Balkenlage ließ sich weder im Planum noch im Profil bestätigen. Aber auch das ist eine wichtige Erkenntnis: Offenbar war der innere Wall hier lediglich angeböscht und nicht mit einer Holzkonstruktion versehen. Die an der Wallkuppe freigelegten Hölzer der Balkenlage wurden heute vermessen, fixiert und geborgen, wobei sich einige interessante Details beobachten ließen.

Verbackene Holzkohlereste zweier Hölzer, die rechtwinklig übereinander lagen.

Zu den geborgenen Holzresten gehören auch größere Fragmente, die vielleicht eine Dendrodatierung zulassen. An der Wallaußenseite wurden zudem mehrere wallparallele Verfärbungen untersucht, die wohl von den vergangenen Hölzern der äußeren Balkenlage herrühren. Interessant ist, dass die Verfärbungen auf unterschiedlichen Höhen liegen, was Rückschlüsse auf die Konstruktionsweise zulässt. Mehrere charakteristische Keramikfragmente innerhalb der verbrannten Holzpackung lassen erneut annehmen, dass die Errichtung des Walles im Frühmittelalter stattfand.

Längsschnitt durch eine der wallparallelen Verfärbungen.

Kreuz und Quer

Nach dem erfrischenden Feierabend des vergangenen Tages ging es heute auf der Sassenburg wieder heiß her.

Im nördlichen Grabungsschnitt lag der Fokus auf einem neuen Planum in Richtung Wallinnenseite. Das Ende der verkohlten Hölzer scheint nun allmählich erreicht. In nahezu einem Meter Tiefe zeichnen sich die verkohlten Balken nur noch sehr schwach ab. Ein neues Detail kam jedoch hinzu. Offenbar hat man den lockeren Dünensand, auf dem der Wall errichtet wurde, mit dünneren Hölzern, Ästen und Zweigen ausgelegt, um den ansonsten lockeren Baugrund zu stabilisieren.

Auch in den beiden geöffneten Abschnitten im Zentrum sind die fundführenden Schichten offenbar vollständig erfasst. Mehrere rechteckige, dunkle Verfärbungen deuten ehemalige Pfostenstellungen an. Jedoch sind auch diese nur wenige Zentimeter tief erhalten. Offenbar ist bei den Aufforstungsarbeiten ein erheblicher Teil der mittelalterlichen Oberfläche abgetragen worden. Da wir aus dem Vorjahr jedoch wissen, dass in tieferen Schichten steinzeitliche Funde zu erwarten sind, wird noch einmal genau überprüft, wie es unter der mittelalterlichen Kulturschicht aussieht.

Grau in grau: ein Pfostenbefund im Innenbereich der Burg.

Der Duft von Paraloid zog auch heute wieder über die Grabungsfläche. Weitere Hölzer wurden im östlichen Schnitt fixiert und geborgen, um anschließend die tieferen Lagen zu erfassen. Immer deutlicher kristallisiert sich die Struktur und Lage der Kastenkonstruktionen heraus. Weitere Verfärbungen geben immer mehr Hinweise auf die Ausrichtung der verbauten Hölzer. Zumindest im oberen Bereich sind diese durch den Brand jedoch auch verstürzt. Einige liegen kreuz und quer, was die Freilegung und Dokumentation natürlich entsprechend aufwendig gestaltet.

Die zahlreichen verbrannten Hölzer machen die Schnittplanung kompliziert.

Darüber hinaus sind in allen Schnitten mehrere größere Scherben aus dem frühen, aber auch aus dem späten Mittelalter aufgetaucht. Diese werfen immer mehr die Frage auf, bis in welchen Zeitraum die Sassenburg genutzt wurde. Wissbegierig auf die Antwort, geht es morgen weiter auf der Sassenburg.

Paraloid – nicht paranoid!

Die dritte Woche begann routiniert und voller Vorfreude, was die Sassenburg diesmal zu bieten hat. Bei anfangs herrlichem Wetter kamen zunächst die am Freitag begonnenen Dokumentationsarbeiten zum Abschluss.

Im östlichen Untersuchungsbereich wurden sodann weitere Teile der Wallkonstruktion zu Tage gefördert. Immer detaillierter lässt sich diese nun nachvollziehen. Mehrere Lagen von zusammenlaufenden Längs- und Querhölzern bilden eine kastenähnliche Konstruktion, die den aufgeschütteten Wallkern stabilisiert hat. Ein toller Erfolg gelang mit „Paraloid B-72“. Mit diesem Flüssigkleber konnten einige der stark fragmentierten Holzreste stabilisiert und anschließend geborgen werden. Nun besteht die Hoffnung, dass auch aus diesem Abschnitt Proben mit einer ausreichenden Anzahl an Jahrringen entnommen werden können, um durch dendrochronologische Untersuchungen die im Vorjahr erzielte Datierung der Bauzeit „994/995“ zu bestätigen.

Im zentralen Bereich der Grabung begannen die Vorarbeiten für einen weiteren Abschnitt, der in den kommenden Tagen bearbeitet werden wird. In dem Abschnitt, in dem das Keramikgefäß lag, wurde weiter sorgfältig abgegraben, jedoch ohne weitere Funde anzutreffen. Möglicherweise wurde der Kugeltopf, nachdem er einmal im Innenbereich gelandet war, vom nachrutschenden Wallsand verschüttet.

Im Innenbereich wurde die Kugeltopf-Fundstelle weiter untersucht.

Im nördlichen Wallschnitt ging es ebenso voran. Hier scheint die Wallkonstruktion ganz ähnlich wie im Ostbereich gewesen zu sein. In mehreren Lagen liegen Quer- und Längshölzer übereinander – jedoch in noch schlechterem Erhaltungszustand. Hier soll ebenfalls mit Paraloid versucht werden, die Hölzer zu fixieren und zu bergen.

Wegen aufkommendem Wind und einem heranrückenden Gewitter kamen die Arbeiten heute am Schnitt etwas früher zu Ende, da Sicherheit natürlich an erster Stelle steht. Bleibt zu hoffen, dass Wind und Regen keinen allzu großen Schaden angerichtet haben, damit die Arbeiten morgen in gewohnter Manier wieder aufgenommen werden und der „Sassenburg“ weitere Geheimnisse entlockt werden können.

„Tänzchen mit der Plane“. Vor dem Regen werden die empfindlichen Befunde abgedeckt. Im Vordergrund sind Reste der neu aufgefundenen Querhölzer zu sehen. Diese gehören zur im Text erwähnten Kastenkonstruktion.

Bergfest mit neuen Fragezeichen

Die zweite Woche ging entspannt, aber mit einigen Fragezeichen zu Ende. Im nördlichen Wallschnitt scheint sich die Vermutung einer zweiten inneren Wallschüttung immer mehr zu bestätigen. Ähnlich wie im östlichen Wall scheint der dafür aufgehäufte Sand sowohl durch wallparallele als auch mit querliegenden Hölzern gestützt worden zu sein. Die Holzerhaltung ist im besten Fall jedoch nur als mäßig zu bezeichnen. Das sonnige Wetter und der böige Wind sorgen zusätzlich dafür, dass die aufgedeckten Erdschichten binnen kurzer Zeit austrocknen und eine Ansprache erschweren.

Im zentralen Grabungsschnitt wurde für die kommende Woche ein neues Vermessungssystem eingerichtet, um die Aunfahme der zunehmend komplizierten Befundsituation zu erleichtern. Die beiden aufgefundenen Keramikgefäße sind derweil geborgen. Ein sogenannter Kugeltopf – ein für das Mittelalter typisches Gefäß, das zeitlich sicherlich noch näher bestimmt werden kann – ist tatsächlich vollständig erhalten.

Die Erweiterung des östlichen Grabungsschnitts beginnt.

In der östlichen Grabungsfläche gingen die Grabungs- und Dokumentationsarbeiten routiniert von der Hand. Starker Wind gestaltete das Schattengeben für die Fotoaufnahmen allerdings eher zu einem Segelmanöver. Die Erweiterung des Schnittes in Richtung Norden brachte neue Erkenntnisse über den Aufbau der Wallanlage. So konnten knapp unterhalb der heutigen Oberfläche verkohlte Hölzer gesichert werden, die in Zusammenhang mit den darunter vorgefundenen Langhölzern für eine mehrlagige Kastenkonstruktion sprechen. Ob sich dieser Verdacht bestätigt, wird die nächste Woche zeigen.

Gar nicht so einfach: Schattenspenden bei böigem Wind.

Mittlerweile hat es sich offenbar herumgesprochen, dass wir spannende Entdeckungen zu zeigen haben. Neben den lokalen Pressevertretern besuchten auch Freunde und Förderer des Museums- und Heimatvereins die Grabung und spendierten den Teammitgliedern unter anderem ein leckeres Eis. So kamen bei sonnigem Wetter und Dünensand direkt Strandgefühle auf, die das Wochenende einläuteten.

Wie viele Leute braucht man zum Freilegen eines mittelalterlichen Topfes?

Damit ist die erste Hälfte der Kampagne bereits Geschichte. Das Team ist an den Aufgaben gewachsen. Die Schwielen an den Händen werden größer, die Plana exakter und schwarzgefärbte Knie zu einem dauerhaften Look – allerdings ist das Team motivierter denn je.