Aktenzeichen XY… ungelöst: Archäologische Methoden in Cold Case-Ermittlungen

Am Dienstag, den 12. November 2024, 19 Uhr, folgt ein weiterer Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Archäologie im Landkreis Gifhorn und Umgebung“. Der Archäologe Dr. Mario Pahlow vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege, Stützpunkt Lüneburg, berichtet über den Einsatz von archäologischen Methoden in polizeilichen Cold Case-Ermittlungen. Der Veranstaltungsort ist die Kulturstätte „Alte Schule“ in Neudorf-Platendorf (Hauptstraße 83, 38524 Sassenburg).

„Cold Cases“ sind in jüngster Zeit durch unzählige Fernsehserien, Podcasts und Medienberichte bekannt geworden. Dabei ist der Begriff in Deutschland gar nicht fest definiert. Die Polizei in Niedersachsen versteht unter einem Cold Case allgemein einen ungelösten Mordfall oder ein ungelöstes Tötungsdelikt. Aber auch ungeklärte Vermisstenfälle, bei denen mit hoher Wahrscheinlichkeit von einem Tötungshintergrund auszugehen ist, werden als Cold Cases betrachtet.

Der Referent Dr. Mario Pahlow bei der Suche auf dem Grundstück des sogenannten Göhrde-Mörders (Foto: M. Pahlow, Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege, Stützpunkt Lüneburg).
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Archäologische Vortragsreihe beginnt mit einem Vortrag zu den Großsteingräbern in der Altmark

Wenn die Tage kürzer und die Abende länger werden, geht die Vortragsreihe „Archäologie im Landkreis Gifhorn und Umgebung“ in eine neue Runde! Unter dem Titel „Megalithrouten in Sachsen-Anhalt – Wege in die Steinzeit“ nimmt die Archäologin Dr. Barbara Fritsch vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt ihr Publikum mit auf eine Reise zu den jungsteinzeitlichen Großsteingräbern in der Altmark. Los geht’s am 15. Oktober 2024 um 19 Uhr im Museum Burg Brome. Wie in den Vorjahren wird der Vortrag auch per Zoom im Internet übertragen (siehe unten).

Einweihung der Megalithroute in der westlichen Altmark am Großsteingrab in Stöckheim (Foto: Anja Lochner-Rechta).
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Das war’s – noch lange nicht!

Auch die schönste Grabung endet irgendwann, so auch unsere Sassenburg-Kampagne in 2024. In den beiden noch aktiven Grabungsschnitten wurden heute noch letzte Dokumentationsarbeiten durchgeführt, so etwa am Grabenkopf die Aufnahme eines weiteren Planums oder auf der Wallkuppe die Aufnahme mehrerer Profile. Anschließend war Aufräumen und Einpacken angesagt: Siebe mussten auseinandergebaut, Werkzeug gesäubert, Funde verpackt und alles in Autos und Anhänger verstaut werden, damit wir das Gerät und die Früchte unserer Arbeit zurück zur Kreis- und Stadtarchäologie bringen konnten.

Ein weiteres Planum vom Grabenkopf aus der Drohnenperspektive.

Archäologie ist Teamwork! Wie in den Vorjahren konnten wir wieder auf die tatkräftige Hilfe zahlreicher Freiwilliger bauen: Heinz Merten hat wieder seine Motorsense geschwungen. Stefan Lippel und Jörg Thaden haben uns einen Bauwagen organisiert. Jan Stand hat uns seine Wiese als Lagerplatz zur Verfügung gestellt. Serina Hoffmann und Thomas Mook von der Stadt haben uns bei der Unterbringung der Gäste aus Leipzig geholfen. Die Landfrauen aus Dannenbüttel haben für Energie gesorgt – in Form von Kuchen! Die VGH Stiftung und der Museums- und Heimatverein Gifhorn e.V., die Gemeinde Sassenburg und der Landkreis Gifhorn haben uns finanziell und logistisch unterstützt! Allen Genannten und Ungenannten gilt unser Dank!

Alles verstaut? Das Grabungsgerät muss wieder zurück in die Kreis- und Stadtarchäologie.

Kohle, Holz, Flint, Keramik – und in diesem Jahr sogar Perlen! Nicht nur die Bandbreite unserer Fundpalette, auch unser Wissen über den Aufbau der Ringwallanlage ist in den letzten beiden Wochen wieder etwas größer geworden. Die kommenden Monate werden wir uns intensiv mit der Aufarbeitung beschäftigen, werden mit Spannung auf Laborergebnisse warten und Pläne zeichnen, um die archäologischen Erkenntnisse über „unsere Sassenburg“ in Schriftform der interessierten Öffentlichkeit näher zu bringen. Das Ende der Grabungen? Ja. Das Ende der Geschichte? Mit Sicherheit nicht!

Das Grabungsteam verabschiedet sich für 2024.

Das Graben der Anderen

Die Untersuchungen an der Sassenburg neigen sich dem Ende entgegen. Es galt, die letzten Befunde zu dokumentieren und den Grabungsabschluss vorzubereiten. Ganz am Ende des Tages kam der krönende Abschluss. Aber der Reihe nach:

Im Ostschnitt wurde heute die zweite Hälfte des Grabenkopfes abgebaut. Eine Konstruktion am Grund des Grabens, wie sie im Vorjahr vorgefunden wurde, hat sich nicht gezeigt. Möglicherweise war sie auf dieser Seite des Grabens nicht notwendig, weil der Graben hier kein Wasser führte. Vor dem endgültigen Abbau sind noch zwei Bodenproben aus der Grabenverfüllung entnommen worden, um Aussagen über die Verfüllvorgänge und die umliegende Vegetation treffen zu können. Aus der Umgebung des benachbarten Pfostenbefundes sind zudem weitere Keramikfunde hinzugekommen. Sie können hoffentlich an die übrigen Scherben angepasst werden.

Entnahme von Bodenproben am Grabenkopf.

Am Nordwall wurden die letzten Schichten der Wallkonstruktion freigelegt und dokumentiert. Zu den gewohnten Holzkohlen gesellten sich weitere Kleinfunde aus Feuerstein aus der Wallschüttung. Morgen steht dann die Dokumentation der Hauptprofile an. Wenn das Wetter hält, sollten wir morgen auch hier alles pünktlich abschließen können.

Bearbeitungsspuren oder Holzwurm?

Und weil es nach Feierabend immer noch etwas zu entdecken gibt, hat sich ein Teil des Grabungsteams auf den Weg Richtung Uelzen gemacht, um die Ausgrabung eines Gräberfeldes aus der Zeit um Christi Geburt zu besuchen. Die Untersuchungen dort haben naturgemäß ganz andere Fragestellungen und Methoden als sie bei einer Befestigungsanlage wie der Sassenburg in Frage kommen. Aber informativ und spannend war es ohne Frage. Kaum zu glauben wie viel Geschichte im Boden verborgen liegt!

Archäologie bis zum Sonnenuntergang.

Auf glühenden Kohlen

Trotz Unwettermeldung ging es heute wieder heiß her. Am Graben ist die Dokumentation bereits weit fortgeschritten. Auch im Längsprofil können die einzelnen Schichten der Grabenverfüllung gut nachvollzogen werden. In den verbleibenden beiden Tagen werden die entsprechenden Bodenproben entnommen, um weitere naturwissenschaftliche Daten zu erhalten, die uns Aufschluss über die Umweltgeschichte der Sassenburg geben werden.

Der Schnitt am Grabenkopf gleicht einem riesigen Tortenstück. Lecker!

Eine Überraschung kam aus einer zunächst unscheinbaren Pfostengrube am westlichen Grabenrand zutage. Mehrere handaufgebaute, grobgemagerte Keramikscherben lagen verstreut in der Verfüllung. Ihre Machart lässt eine frühgeschichtliche, evtl. sogar vorgeschichtliche Datierung vermuten. Aber hier ist eben noch Arbeit im Nachgang der Grabung vonnöten.

Keramikfragmente aus einer Pfostengrube.

So ist es auch mit den Funden vom Wallschnitt im Norden. Die Unmengen an Holzkohle sind kaum noch im Fundlager unterzubringen. An den freigelegten Holzkonstruktionen lässt sich erkennen, dass für die Wallkästen mehrheitlich einfache Rundhölzer sowie grob zugearbeitete Äste und Zweige verbaut wurden. Nur selten lassen sich kantige oder gespaltene Fragmente ausmachen. Die Erhaltungsbedingungen sind zwar etwas schlechter als in den Vorjahren, doch steckt in Holzkohle weit mehr Informationsgehalt als man zunächst vermuten würde.

In den geborgenen Holzkohlen stecken viele Informationen.

Die Anthrakologie (von griechisch Anthrax ,Kohle‘) kann selbst aus kleinsten Holzkohlepartikeln die jeweilige Baumart und weitere Details bestimmen und so einen bedeutenden Beitrag zur Vegetationsgeschichte liefern. Die Spezialisten können unter dem Mikroskop zudem viel besser beurteilen, welche Probe für weitere Analysen – insbesondere Datierungsverfahren geeignet sind.

Doch bis es soweit ist, muss in den letzten beiden Tagen noch eine Menge Material bewegt werden, um die Profilschnitte der Untersuchungsflächen zu dokumentieren. Dabei können die Lagebezüge der einzelnen Holz- und Erdschichten überprüft werden. Details sind hier oftmals besser sichtbar als im Planum. Auch dafür benötigt man Geduld und Energie. Und wo kann man die besser tanken, als bei einem gemütlichen Grillfest zum Feierabend? Damit wir aber vor lauter Energiezufuhr nicht träge werden, gab es zum Schluss auch noch etwas Ausgleichsport. So halfen wir dem benachbarten Hobbylandwirt, auf dessen Wiese wir Bauwagen und Mannschaftszelt aufbauen durften, noch beim Einbringen der Heuernte.

Die Feierabendwurst wurde natürlich nicht mit unserer kostbaren Sassenburg-Kohle gegrillt.
Viele Hände, schnelles Ende: Zusammen haben wir noch etwas Heu eingestapelt.

Perlentaucher

Nachdem die Dokumentation am Grabenkopf abgeschlossen war, konnten wir dort mit dem Abtiefen des Längsprofils beginnen – bei 32 Grad und ohne Schatten eine durchaus schweißtreibende Angelegenheit! Doch spannende Befunde und gute Stimmung treiben uns immer weiter voran. So konnten wir heute auch das Südprofil am „Grabenkopf-Schnitt“ beenden und am westlichen Walldurchgang einige vielversprechende Hölzer bergen.

Holz im Profil des westlichen Walldurchgangs.

Wenn es heiß ist, muss man baden gehen. Oder tauchen. Auf der Kuppe tauchten wir heute in neue Tiefen ein, die uns wiederum neue Einblicke in die Sassenburg boten. Blicken wir zunächst auf die Befunde, dann müssen wir die Vorstellung von einer hier errichteten Turmhügelburg wohl aufgeben. Tatsächlich ähneln die Befunde der bekannten Kastenkonstruktion, die offenbar auch hier – auf dem höchsten Punkt der Anlage – errichtet worden ist. Hiervon zeugen erneut verbrannte Hölzer, von denen das ein oder andere vielleicht eine absolute Datierung ermöglicht.

Das Highlight, genauer gesagt die zwei Highlights des Tages, waren jedoch zwei opake Glasperlen von lindgrüner Farbe, die aus der gleichen Schicht wie die gestrigen Perlen geborgen wurden. Erste Recherchen zeigen, dass es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um frühmittelalterliche Perlentypen handelt. Genauere Ergebnisse sind zu erwarten, wenn wir im Herbst / Winter die Funde und Befunde am Schreibtisch aufarbeiten. Doch noch genießen wir die sommerlichen Tage auf der Sassenburg!

Zwei weitere Perlenfunde von der Wallkuppe.

Der Tiefpunkt ist erreicht

Zurück vom Wochenende ging es mit frischen Kräften am Graben zu Werke. Erneut lautete das Motto: schaufeln, schaufeln und nochmals schaufeln! Der Graben, der schon im Planum nicht entdeckt werden wollte, war auch im Profil tiefer als gedacht. Bis die Grabensohle erreicht war, dauerte es den ganzen Tag. Der hohe Sonnenstand erschwerte dann auch noch den ungestörten Blick für die Dokumentation. Doch in gewohnter Manier waren Sonnenschirm und Abdeckfolien zur Hand, um Schatten zu spenden. Denn nur so erhält man einen Eindruck von den tatsächlichen Ausmaßen des über vier Meter breiten und noch knapp einen Meter tiefen Grabens. Dennoch wartet hier noch eine Menge Arbeit vor uns. Auf der gegenüberliegenden Seite des Grabens muss ebenfalls ein Querprofil angelegt werden. Ein geplantes zusätzliches Längsprofil dient der Ermittlung Böschungswinkel. Denn wie es scheint, steigt die Grabensohle um einige Meter an, bis sie am Grabenkopf endet. Und ob sich unter dem Grabenkopf wieder ein ungewöhnlicher Einbau wie im letzten Jahr verbirgt, wird sich ebenfalls erst in den nächsten Tagen zeigen.

Das Grabenprofil ist endlich fertig…
…doch wie bekommen wir ein gutes Foto?

Die allermeisten vom Grabungsteam waren also am Graben beschäftigt. Eine kleine Gruppe kümmerte sich derweil um den erhöhten Nordwall. Die Freilegung der nur fragmentarisch erhaltenen Hölzer gestalte sich schwierig. Trotzdem ließ sich der Verlauf der verstürzten Hölzer einigermaßen nachvollziehen. Das Highlight kam jedoch aus dem Sieb: Zwei Glasperlen waren zum Vorschein gekommen!

Klein, aber faszinierend: beim Sieben fanden sich zwei Glasperlen.

Die tollen Neufunde bereiten natürlich viel Freude. Doch sie regen auch zum Nachdenken an. Was hat Schmuck auf einer Burg verloren? War die Sassenburg doch mehr als nur eine Befestigungsanlage in kriegerischen Zeiten? Hatten in der Burg auch Zivilpersonen Zuflucht gesucht? Oder sind die Perlen ein erstes Anzeichen für eine längere Ansiedlung? Neue Fragen gleich zum Start in die neue Woche. Doch so ist die Sassenburg: In jeder Untersuchungsfläche warten neue, spannende Funde und Befunde. Was haben die nächsten Tage noch zu bieten? Wir werden es in Kürze wissen

Viel los im Farn

Bei herrlichem Sonnenschein und wunderschönen Befunden konnten wir anlässlich des Tags der offenen Grabung heute rund 200 Gäste auf der Sassenburg begrüßen. Nach einem Pressegespräch, an dem auch der Fachbereichsleiter für den Baubereich (Dr. Franz-Josef Holzmüller) teilnahm, ging es schon los mit den Führungen über die Grabungsstelle. Den Auftakt machten wieder die Mitglieder des Museums- und Heimatvereins Gifhorn e.V., der die Grabungen schon seit Jahren finanziell unterstützt. Nach einem kurzen Mittagsimbiss öffnete die Befestigung ihre Tore dann auch für die Öffentlichkeit, die den Farn-Dschungel auf der Sassenburg bevölkerte. Bei Führungen über das Gelände konnten sich unsere Gäste über die neuesten Ergebnisse, aber auch über die noch offenen Rätsel der diesjährigen Grabungen informieren. Auch freuten wir uns über die zahlreichen Lokalpolitiker, die uns im Laufe des Tages auf der Grabung besuchten.

Im Gänsemarsch ging es über die Grabungsfläche….

Die Arbeit an den Schnitten wurde derweil mit gewohnter Akribie fortgeführt. Im Bereich des Grabenkopfs erfolgte die digitale Vermessung der aufgedeckten Befunde, während auf der Kuppe die ersten verkohlten Hölzer einer weiteren Konstruktion freigelegt wurden. Ob diese der frühmittelalterlichen Bauphase oder der spätmittelalterlichen Nachnutzung zuzuweisen sind, werden die weiteren Grabungen zeigen. Wir wünschen uns wieder möglichst große und gut erhaltene Hölzer, an denen wir eine jahrgenaue Dendrodatierung vornehmen lassen können. Die Chancen dafür stehen jedenfalls nicht schlecht.  

…derweil gingen die Dokumentationsarbeiten weiter.

Zum Abschluss des Tages genossen wir noch den leckeren Kuchen, den uns die Landfrauen aus Dannenbüttel spendiert haben. Dafür und für die Unterstützung von vielen anderen möchten wir uns schon an dieser Stelle ganz herzlich bedanken.

Auf der Kuppe sind neue Hölzer aufgetaucht.

Feinarbeit und schwere Geschütze

Nachdem gestern (endlich) der Grabenkopf erreicht war, hieß es heute: Putzen! Die 78 Quadratmeter mussten sorgfältig von Sand, Krümeln, Vertritt und Laub bereinigt werden, damit man den Verlauf des Grabens, Auffälligkeiten und Konstruktionshinweise überhaupt erkennen kann. Die mehrstündige Feinarbeit hat sich gelohnt. Deutlich wird nicht nur, dass der Graben beim Aufforsten offenbar ein Problem darstellte, denn die Pflugspuren ziehen sich aus verschiedenen Richtungen quer und längs über den Graben. Dank des Feinputzes ist aber trotz dieser massiven Eingriffe deutlich zu erkennen, dass der Graben aufwendig durch den Ortstein getrieben wurde und in Richtung des Durchlasses um mehrere Meter ansteigt. Was im Graben verborgen ist, wird die nächste Woche zeigen.

Blick von Süden in Schnitt 12 mit Grabensohle und Grabenkopf.

Nach der filigranen Teamarbeit in Schnitt 12 ging es am neuen Schnitt auf der nördlichen Wallkuppe hingegen wieder grob zur Sache. Mit Hacken, Harken und Rechen musste der Waldboden abgetragen werden, um die Untersuchungsfläche beurteilen zu können. Wie es bei der Sassenburg nicht anders zu erwarten war, kamen auch sogleich die ersten Funde zutage. Dieses Mal liefert die Sassenburg sogar Material zur Zeitgeschichte. Im Waldboden lagen mehrere Patronenhülsen von Bundeswehr-Übungsmunition. Mit einem Augenzwinkern könnte man somit resümieren, dass der Ringwall auch im 20. Jahrhundert als Militärstandort von Bedeutung war! Die wirklich interessanten Erdschichten kommen aber sicher erst im nächsten Planum zum Vorschein. Zahlreiche Holzkohlebrocken deuten zumindest darauf hin, dass wir mit Strukturen zu rechnen haben, die uns nicht gänzlich unbekannt sein dürften. Die zweite Woche hat also jede Menge zu bieten. Doch zunächst freuen wir uns darauf, Ihnen morgen die aktuellen Erkenntnisse vor Ort zeigen zu können. Von 13:00 bis 17:00 Uhr beantworten wir bei Führungen gern Ihre Fragen.

Alles hat ein Ende – nur der Graben hat zwei

Wer lange sucht, wird meistens auch fündig. Tatsächlich haben wir am vierten Tag unserer Grabung den erwarteten Grabenkopf entdeckt. Hierfür mussten wir den Schnitt an der sogenannten Erdbrücke allerdings erneut nach Norden erweitern und auch wieder eine Menge Boden bewegen. Mittlerweile ist der Schnitt schon rund 10,5 x 7,5 m groß, so dass wir bei einer mittleren Tiefe von 0,70 m schon insgesamt etwa 55 Kubikmeter Erdreich abgetragen haben – im Handbetrieb! Auch wenn es heute nicht ganz so heiß war, ist das bei den herrschenden Temperaturen eine schweißtreibende Angelegenheit. Aber die Mühe hat sich gelohnt! Die Befunde zeigen auf beeindruckende Weise, wie der Eingang im Osten der Anlage befestigt gewesen ist. Wir freuen uns auf die Erforschung und Dokumentation der spannenden Befunde in den nächsten Tagen!

Graben und Grabenkoipf (im Hintergrund) südllich der Erdbrücke.

Und im Westen nichts Neues? Weit gefehlt! Es steht nun fest, dass der westliche Walldurchgang nicht zur ursprünglichen Anlage gehörte und wohl erst durch jüngere Bodeneingriffe entstanden ist. Spuren der Kastenkonstruktion lassen sich auch unterhalb des Walldurchgangs nachweisen, so dass nun auch in diesem Punkt Klarheit herrscht. Wie im östlichen Teil der Befestigung sind auch hier massive Brandschichten mit verkohlten Hölzern vorhanden. Offenbar ist nicht nur ein Teil der Burg, sondern die Anlage als Ganzes abgebrannt.

Teile der verbrannten Kastenkonstruktion am westlichen Walldurchgang.

Am Wirtschaftsweg zwischen der Bundesstraße und dem Stadtwald „Pocken“ haben wir unterdessen ein weiteres Profil angelegt. An dieser Stelle befindet sich ein in Ost-West-Richtung verlaufender Wall. Für uns stellte sich die Frage, ob der Wall auf eine natürliche Düne zurückgeht oder künstlich angelegt bzw. verändert worden ist. Da der Boden den typischen Aufbau eines Heidepodsols zeigt, können wir hier von einer natürlichen Entstehung ausgehen.

Der Wall am Weg zeigt einen natürlichen Bodenaufbau.

Damit ist unser Wissensdurst aber noch nicht erschöpft: Auf der höchsten Stelle im Norden des Ringwalls haben wir den Farn schon gerodet, um die in den Vorjahren nachgewiesene spätmittelalterliche Nachnutzung des Areals weiter zu erforschen.