Liebe Mitglieder des MHV, wieder neigt sich ein Jahr dem Ende zu und von wenigen Ausnahmen abgesehen hat uns Corona daran gehindert, Exkursionen oder andere Veranstaltungen anzubieten. Wir wünschen Ihnen allen ein frohes Weihnachtsfest und ein glückliches neues Jahr. Passen Sie auf sich auf, damit wir uns im nächsten Jahr gesund und munter wiedersehen!
Archiv der Kategorie: Allgemeines
Replik der Goldkette von Isenbüttel
Die Goldkette von Isenbüttel datiert in das 7. Jahrhundert n. Chr. und gehört zu den bedeutendsten archäologischen Fundstücken aus germanischer Zeit in Niedersachsen. Sie wurde 1922 bei Rodungsarbeiten in der Nähe von Isenbüttel gefunden. Das Original liegt im Landesmuseum Hannover und es wurde auch im Rahmen der „Saxones“-Ausstellung in Braunschweig gezeigt.
Seit Sommer dieses Jahres ist nun im Historischen Museum Schloss Gifhorn eine vom Museums- und Heimatverein finanzierte Kopie der Kette zu sehen. Das Museum besaß schon einmal eine Kopie, welche jedoch in den 80er Jahren gestohlen wurde. Der Versuch, eine neue Kopie anfertigen zu lassen, scheiterte daran, dass sich niemand fand, der die dafür notwendigen Techniken beherrschte. Nun ist es jedoch gelungen, mit der Restaurierungswerkstatt des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz einen Partner zu gewinnen, der das Vorhaben in die Tat umsetzen konnte. In vielen Wochen Arbeit wurde die Kette hergestellt und ist vom Original auf Anhieb nicht zu unterscheiden. Die Kopie ist im Eingangsbereich des Historischen Museums zu bewundern, bevor sie dann später in die Dauerausstellung umzieht.
Abendvortrag: „Das Schleswiger Hafenviertel – Zur archäologischen Erforschung eines Fernhandelszentrums zwischen Wikingern und Hanse“
Vortrag von Dr. Felix Rösch am Dienstag, 7. Dezember 2021, 19 Uhr, Online-Veranstaltung
Schleswig, der mittelalterliche Nachfolger der bekannten Wikingerstadt Haithabu, zählt zu den bedeutendsten Städten des nordeuropäischen Hochmittelalters. Ihre Rolle als internationales Handelszentrum mit weitreichenden Kontakten hatte die Stadt im Zuge des 11. Jahrhunderts von Haithabu übernommen. Bereits 1086 wird Schleswig in der schriftlichen Überlieferung als stark frequentierte Hafenstadt charakterisiert, von der Schiffe zu zahlreichen Küsten Nordeuropas aufbrechen.
Ab den frühen 1970er Jahren rückte Schleswig in den Blickwinkel der Archäologie. Die bislang umfangreichsten Flächengrabungen fanden dabei im historischen Uferbereich statt, wobei zehntausende im Boden konservierte Hölzer freigelegt wurden. Erst in jüngster Zeit wurden diese Grabungen einer systematischen Analyse mit modernster Computertechnik unterzogen. Dadurch gelang es, dass Bild eines sich rapide entwickelnden Hafenviertels in der Umbruchszeit zwischen Wikingern und Hanse zu zeichnen.
Weiterlesen„Die Kost war karg… zu Tisch bei Germanen und Römern“: Abendvortrag zur Ernährung vor 2000 Jahren
Am Dienstag, 2. November 2021, folgt ein weiterer Vortrag im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Archäologie im Landkreis Gifhorn und Umgebung“. Ab 19 Uhr berichtet die Archäologin Ivonne Baier im Rittersaal des Schlosses Gifhorn über die Ernährung vor 2000 Jahren.
Ob Spanferkel à la Traian oder gekochtes Rebhuhn – die Gaumenfreuden Roms sind aus antiken Schriften bekannt. Es wurde gerne getafelt, gut und viel – zumindest in den Kreisen, die es sich leisten konnten. Bei den Germanen auch? Was wissen wir über den Speisezettel von vor gut 2000 Jahren jenseits des Limes? Nur ungewürzter Getreidebrei morgens, mittags und abends? Weiterlesen
Die archäologische Vortragsreihe kehrt zurück: in den Rittersaal des Gifhorner Schlosses und digital!
Nach der Corona-bedingten Zwangspause kehrt die Vortragsreihe der Kreis- und Stadtarchäologie und der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft im Museums- und Heimatvereins e.V. zurück. Der erste Vortrag findet am Freitag, den 22. Oktober, um 19 Uhr, statt und steht ganz im Zeichen der Mittelalter- und Neuzeitarchäologie. Unter dem Titel „Vom Kleinen ins Mittlere, vom Mittleren ins Große. Was Städte, Weiler, Fluren und Deiche von vergangenen Zeiten erzählen“ zeigt die Archäologin Dr. Sonja König aus Aurich, wie aus einzelnen Puzzlesteinen ein lebendiges Bild der Vergangenheit entsteht. Solche Puzzlesteine sind Ausgrabungen von Städten und Dörfern, aber auch Flurstrukturen und die Umwelt strukturierende Bauwerke wie z.B. Deiche. Der genaue Blick auf die Ausgrabungsergebnisse und ihre Verknüpfung mit historischen und naturwissenschaftlichen Quellen lässt eine genauere Einordnung in das Wirtschaftsgefüge und die Lebensumstände der Menschen vergangener Zeiten zu. Anhand verschiedener Beispiele wird aufgezeigt, welche weitreichenden Ergebnisse dabei im Einzelnen möglich sind. Nicht zuletzt kommen schöne Funde in den Blick.
Frau Dr. König war im Rahmen verschiedener Forschungs- und Ausgrabungsprojekte maßgeblich an den archäologischen Untersuchungen der Wüstung von Klein Freden in Salzgitter-Lebenstedt und der Stadtwüstung Nienover im Solling beteiligt. Heute leitet die Mittelalterarchäologin den Archäologischen Dienst der Ostfriesischen Landschaft in Aurich.
WeiterlesenFührungen über den Alten Friedhof am Weinberg in Gifhorn
Der Alte Friedhof am Weinberg ist heute eine historische Begräbnisstätte, eine Gedenkstätte der Stadt Gifhorn für die in den Kriegen des 19. und 20. Jahrhunderts gefallenen und vermissten Gifhorner sowie ein innerstädtischer Park. Eine Arbeitsgruppe von Gifhorner Lokalhistorikerinnen und -historikern hat sich zwei Jahre mit der Erforschung und Dokumentation des Alten Friedhofs beschäftigt. Inzwischen liegt eine Fülle an Material vor, das in einer Datenbank auf der Homepage des Museums- und Heimatvereins Gifhorn einsehbar ist (http://alter-friedhof.mhv-gifhorn.de/index.php). Die wichtigsten und beeindruckendsten Informationen zu diesem stadtgeschichtlich bedeutsamen Ort sind ab sofort in öffentlichen Führungen erfahrbar. Barbara Bergau und Annette Redeker haben eine etwa einstündige Führung erarbeitet, bei der sie anschaulich über die Geschichte des Friedhofs und der hier Bestatteten berichten. Die Führung richtet sich an alle Gifhornerinnen und Gifhorner, nicht nur an stadtgeschichtlich Interessierte.
Die erste öffentliche Führung findet am Samstag, 16. Oktober 2021 um 14.00 Uhr statt. Die Teilnahme an der Führung kostet 4,00 Euro pro Person und erfordert vorab den Kauf einer Teilnehmerkarte. Solche Karten können ab sofort im Vorverkauf in der Touristinformation der Südheide Gifhorn im Cardenap erworben werden. Die Teilnehmerzahl ist begrenzt. Die Führungen wird veranstaltet vom Fachbereich Kultur der Stadt Gifhorn.
Tag 10: Halbzeit!
Kaum zu glauben, aber die Hälfte der Grabung ist vorbei. Am nördlichen Wall sind die Arbeiten nahezu abgeschlossen. Die Hauptprofile wurden heute sorgfältig geputzt, um eine möglichst genaue Beschreibung der unterschiedlichen Schichteinheiten anzufertigen. Dabei ergaben sich erste Interpretationsansätze, die im weiteren Verlauf der Grabung überprüft werden können. Eine holzkohlehaltige Eintiefung befindet sich sicherlich nicht zufällig an der höchsten Stelle einer natürlich entstanden Sanddüne. Diese Düne nutze man vermutlich an dieser Stelle ganz gezielt für die Errichtung der Verteidigungsanlage. Der eigentliche Wall ist heutzutage weniger als einen Meter hoch erhalten. Eventuell diente die Eintiefung an der höchsten Stelle als Fundamentgraben für eine Palisade, von der sich wohl nur die verkohlten Reste erhalten haben.
Derzeit besteht die Hoffnung im östlichen Schnitt 2, welcher bessere Erhaltungsbedingungen bietet, eine ähnliche Struktur nachzuweisen. Aus diesem Grund wird ab der nächsten Woche der Fokus auf Schnitt 2 gelegt, denn auch hier haben sich heute neue Erkenntnisse gezeigt. Stay tuned!
Beim Anlegen eines neuen Profils auf der östlichen Wallkuppe zeichneten sich humose Bänder ab, die darauf hindeuten, dass an dieser Stelle eine Aufschüttung für die Wallkonstruktion stattgefunden hat. Unterhalb dieser Schicht traten wieder vermehrt Feuersteinabschläge und Klingenfragmente aus dem Mesolithikum auf.
Währenddessen wurde im Graben das letzte Planum fertiggestellt und anschließend detailliert dokumentiert. Bei der Bergung der armdicken Rundhölzer konnten wir feststellen, dass diese wohl doch eher die Wurzeln eines alten Baumes waren. Dieser kann zum Zeitpunkt der Grabenentstehung nicht mehr vorhanden gewesen sein, was für die Datierung des Grabens natürlich von besonderer Bedeutung ist! Die Wurzelhölzer konnten zwar einzeln geborgen werden, wiesen aber keine gespitzten Enden auf, wie man es bei Pfosten erwarten würde. Mutmaßlich haben sich die Wurzelspitzen durch ihre Lage in einer Schichtwasser führenden Kiesschicht erhalten.
Gegen Ende dieses erlebnisreichen Freitag den 13. schauten die KollegInnen vorbei, die wir letzte Woche besucht hatten (siehe Blog vom 06.08.). Dabei konnten wir unsere bisher gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse fachkundig austauschen.
Damit gehen wir in ein sicherlich entspanntes Wochenende und sammeln neue Kräfte, um die nächsten Woche wieder mit voller Kraft zu beginnen.
Der Fehlerteufel hat zugeschlagen
Im kürzlich versandten Jahresrückblick hat sich leider ein Fehler bei der IBAN eingeschlichen. Die korrekte Bankverbindung des Vereins lautet:
IBAN: DE62 2695 1311 0011 0143 88
BIC: NOLADE21GFW (Sparkasse Celle-Gifhorn-Wolfsburg)
Bitte achten Sie bei Überweisungen auf die korrekte IBAN, wenn Sie keine Einzugsermächtigung erteilt haben. Danke!
Eine „Carbonat-Bombe“ für die Geowissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft
Aus Mitteln des Museums- und Heimatvereins Gifhorn konnte für die Geowissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft eine „Carbonat-Bombe“ bzw. ein „Calciocarbometer“ zur Bestimmung des Kalkanteils in mineralischen Stoffen angeschafft werden. Das Gerät eignet sich zur Schnellbestimmung von Carbonat in Gesteinen, Mineralien, Böden, Baustoffen, Schlacken, Scherben usw. Die Bestimmung des Kalk-Gehaltes in sedimentären Gesteinen ist in der Petrologie zur Eingruppierung von besonderer Bedeutung (Kalkstein, Mergel, Ton und deren Untergruppen) und lässt in Verbindung mit dem Gefüge und der Korngröße Rückschlüsse auf deren Bildungs- und Umweltbedingungen zu.
WeiterlesenMittelalterlicher Grapen aus Emmen
Als 1994 der Stauteich der Rentelmannschen Mühle in Emmen ausgebaggert wurde, gelangte das hier gezeigte Bronzegefäß ans Tageslicht. Solche als „Grapen“ bezeichneten Kochtöpfe aus Keramik oder Metall waren ab dem späten 12. Jahrhundert in den Küchen gebräuchlich. Sie besitzen stets drei Beine, so dass sie direkt in das offene Herdfeuer oder in die heiße Glut gestellt werden konnten. Die seitlichen Henkel dienten zur Aufnahme eiserner Bügel, mit denen sich die Gefäße tragen oder aufhängen ließen. Erst mit dem Aufkommen geschlossener Herde und industrieller Massenprodukte verschwanden die Dreibeintöpfe aus der Küche. Der Grapen aus Emmen stammt wahrscheinlich aus dem 14. Jahrhundert. Er hat ein Fassungsvermögen von knapp 6 Litern.
Bronzene Grapen gehörten schon aufgrund ihres Materialwertes zu den besonders kostbaren Haushaltsgegenständen. Schadhafte Gefäße wurden nicht einfach weggeworfen, sondern nach Möglichkeit repariert. Erst wenn die Kochtöpfe gar nicht mehr zu retten waren, wurden sie eingeschmolzen und das Material wiederverwendet. Vollständige Gefäße werden daher nur sehr selten gefunden. Vermutlich wurde das wertvolle Gefäß in Notzeiten im Stauteich der Mühle versteckt. Der überaus wichtige Fund wurde vom Museums- und Heimatverein für die Sammlung der Kreis- und Stadtarchäologie angekauft. Derzeit ist das Gefäß in einer kleinen Ausstellung im Eingangsbereich des Historischen Museums Schloss Gifhorn zu sehen.