Vortrag im Rahmen der Geschichtswerkstatt Gifhorn am 28. Mai, 19 Uhr
Manchmal steckt in lokalen Legenden ein wahrer Kern, der sich archäologisch belegen lässt. Das zeigen Untersuchungen, die seit 2019 von der Kreis- und Stadtarchäologie gemeinsam mit der Universität Leipzig, der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft im Museum und Heimatverein Gifhorn e.V. und weiteren Projektpartnern an der Sassenburg östlich von Gifhorn durchgeführt werden.
Die in der Heimatliteratur seit Langem bekannte Anlage war in der Vergangenheit immer wieder Gegenstand verschiedener Spekulationen: Handelt es sich um eine Verteidigungsanlage Karls des Großen? Wurde sie in sächsischer Zeit als Befestigung gegen die Slawen errichtet? Oder wurde sie erst viel später im 13./14. Jahrhundert erbaut? Und was hat es mit der sogenannten Balkburg auf sich, die ebenfalls ganz in der Nähe zwischen Dannenbüttel und Gifhorn vermutet wird?
Bei den archäologischen Untersuchungen wurden zwar weder ein Grundstein mit Jahreszahl noch ein Ortsschild gefunden, dafür jedoch unter anderem verkohlte Holzstrukturen, die nicht nur eine Rekonstruktion, sondern auch eine erstaunliche genaue Datierung der Ringwallanlage erlauben. So gelang es dem Team um Dr. Ingo Eichfeld, Heinz Gabriel und den Leipziger Archäologen Uwe Kraus M.A., den Bau der Befestigung in das Jahr 993 bzw. Winter 994/995 zu datieren. Die Errichtung der Sassenburg fällt damit in eine politisch unruhige Zeit, als sich ein slawisches Bündnis unter der Führung der Lutizen erfolgreich gegen die deutsche und christliche Herrschaft erhob. Die Geschichtswissenschaft weiß nur wenig über die Geschehnisse im Raum Gifhorn, doch die Archäologie bringt ein wenig Licht in diese dunkle Zeit. Zugleich erhellt sie, wieso in den Legenden zur Sassenburg auch ein wahrer Kern steckt.
Kreis- und Stadtarchäologe Dr. Ingo Eichfeld berichtet in seinem Vortrag über die Grabungsergebnisse an der Sassenburg und ihren historischen Kontext. Die Veranstaltung findet statt im Eiskeller der Stiftung Anneliese-und-Wolfgang-Braun-Haus zwischen Lindenstraße 21 und Schleusendamm 11 in Gifhorn. Beginn ist um 19 Uhr.