Feuergruben, Burgen und Schlüsselhaken: Ausgrabungen und Neuentdeckungen im Landkreis Gifhorn – ein Rückblick auf das Jahr 2023

Der Beginn eines neuen Jahres ist stets ein guter Anlass, auf Vergangenes und Erreichtes zurückzublicken. Der traditionelle Jahresrückblick der Kreis- und Stadtarchäologie Gifhorn richtet das Augenmerk wie immer auf die archäologischen Neufunde und Entdeckungen, die im Laufe des vergangenen Jahres ans Tageslicht gekommen sind. Was wurde im Jahr 2023 gefunden? Was erzählen uns die Neufunde über die Geschichte unserer Region? Und wie lässt sich das alles in einen größeren Kontext einordnen?

Archäologische Sondagen im Neubaugebiet Neubokel-Rehbohm, Stadt Gifhorn (Foto: Kreis- und Stadtarchäologie).
Schlüsselhaken mit der Darstellung der Heiligen Margarethe (Foto: Kreis- und Stadtarchäologie).

Themen des diesjährigen Vortrags sind unter anderem zwei fast 500 Jahre alte Eichenstämme aus Lüben bei Wittingen, rätselhafte Feuergruben bei Weddersehl und Grabungsergebnisse aus dem Neubaugebiet „Rehbohm“ in Gifhorn-Neubokel. Der Referent Dr. Ingo Eichfeld gibt einen Einblick in die neuesten Forschungen zur frühmittelalterlichen Ringwallanlage Sassenburg und an vergleichbaren Befestigungen im Landkreis Gifhorn. Ein weiteres spannendes Kapitel bilden die Neufunde, die von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern in dem geplanten Neubaugebiet Kirchsteig in Brome entdeckt worden sind, sowie andere archäologische (Zufalls-) Entdeckungen. In diesem Jahr reicht das Spektrum von vorgeschichtlichen Schmuck- und Trachtbestandteilen aus der Bronze- und Eisenzeit über Gewandschließen der ersten Christen bis hin zu einem besonderen Schlüsselhaken der frühen Neuzeit. Es ist für jede(n) etwas dabei.

Der Vortrag findet am Dienstag, 9. Januar, um 19 Uhr im Rittersaal des Schlosses Gifhorn statt. Der Eintritt zu der Veranstaltung, die von der Kreis- und Stadtarchäologie Gifhorn in Zusammenarbeit mit der Archäologischen Arbeitsgemeinschaft im Museums- und Heimatverein Gifhorn e.V. organisiert wird, ist wie immer frei. Spenden für die Archäologische Arbeitsgemeinschaft sind willkommen!
Der Vortag wird auch per Zoom übertragen. Der Zugangslink lautet:

https://us06web.zoom.us/j/8449614465?pwd=ZGV5MFJZL2dSYUVGUlFBdEJETjZ5QT09

War Karl der Große im Jahr 804 in Holdenstedt? Der Raum Uelzen im späten 8. und 9. Jahrhundert aus archäologisch-historischer Perspektive

Am Dienstag, den 14. November 2023 um 19:00 Uhr berichtet der Uelzener Stadt- und Kreisarchäologe Dr. Mathis Hensch über den Raum Uelzen im späten 8. und 9. Jahrhundert. Der Vortrag findet im Hotel „Zur Linde“, Hindenburgstraße 2, Hankensbüttel im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Archäologie im Landkreis Gifhorn und Umgebung“ statt.

„Tag des offenen Denkmals“ auf der Ausgrabung an der Wall-Graben-Anlage „Römerschanze“ bei Holdenstedt (Foto: Stadt- und Kreisarchäologie Uelzen).

Die geostrategische Lage des Gebiets um Uelzen begünstigte ein verstärktes Engagement fränkischer Herrschafts- und Amtsträger. Schon in den Sachsenkriegen Karls des Großen wurde dem Bardengau, also im Wesentlichen den heutigen Landkreisen Lüneburg und Uelzen, durch die Franken offenbar eine besondere politisch-administrative und zeitweise wohl auch militärische Bedeutung beigemessen. So hielt sich Karl der Große zwischen 780 und 799 mehrfach zu militärischen Unternehmungen, aber auch zu politischen Verhandlungen im Bardengau auf, wobei insbesondere Bardowick als zentraler Platz in diesem Teil Sachsens sichtbar wird.

Weiterlesen

Wenn’s am schönsten ist…

…soll man aufhören. Doch es ist ein altes Archäologiegesetz, dass am letzten Tag noch etwas Besonderes zum Vorschein kommt. Und als wir heute Vormittag schon alle Funde verpackt hatten, die Fotolisten so gut wie fertig waren, und die letzten Profile beschrieben wurden, kam wie aus dem Nichts ein neuer Befund. Tief unter dem Wall, unterhalb zweier diffuser Verfärbungen, lag ein klares Pfostenloch, das uns stutzig machte. Also hieß es noch einmal alle Kräfte mobilisieren und mit vereinten Kräften zur Schaufel greifen, um ein letztes Planum unterhalb des Walles anzulegen.

Überraschend kam in größerer Tiefe noch ein kleines Pfostenloch zum Vorschein (roter Pfeil).

Doch außer dem einen kleinen Pfosten kam nichts Weiteres zutage. Auch die Siebe blieben bis auf einige Feuersteinstücke weitgehend leer, und so lässt uns die Sassenburg – zumindest was die vorwallzeitliche Nutzung angeht – mit ein paar offenen Fragen zurück. Das ist jedoch alles andere als tragisch, denn jetzt wissen wir mit Gewissheit, dass wir unterhalb der Befestigungsanlage mit deutlich älteren Strukturen zu rechnen haben. Zusammen mit den bislang gewonnen Informationen besteht also durchaus Grund zu der Annahme, künftig mehr als nur einzelne Fundstücke aus der weiterzurückliegenden Geschichte zu erhalten. Damit das in Zukunft möglich ist, möchten wir dringend darauf hinweisen, dass es verboten ist, auf eigene Faust und ohne ausdrückliche Genehmigung an der Sassenburg zu graben. Das darf selbstverständlich nicht jeder, auch nicht „theoretisch“, wie ein stark gekürztes und sinnentstelltes Zitat in der Presse nahezulegen scheint.

Zum Nachmittag war alles in Sack und Tüten, sodass wir die Fläche aufräumen, Werkzeug und Gerät reinigen und für den Abtransport vorbereiten konnten. Ein Problem blieb jedoch bestehen. Nachdem wir uns auf dem aufgeweichten Zufahrtsweg mehr als einmal fast festgefahren hatten, fragten wir uns, wie wir das ganze Equipment von der Grabung bekommen sollten. Doch dank der spontanen und zugkräftigen Unterstützung durch den benachbarten Pächter Herrn Stand haben wir alles trockenen Fußes zurück in den Stützpunkt der Kreis- und Stadtarchäologie bringen können. Jetzt heißt es zunächst die Daten auszuwerten und Vergleichsfunde zu sichten, um Ansatzpunkte für die nächste Kampagne zu formulieren.

Schaufeln, Kellen, Spaten, Zollstöcke, Maßbänder usw. usf. Was gehört nach Leipzig und was nach Gifhorn?
Mit modernstem Ackergerät aus dem Jahr 1971 bekamen wir die schweren Anhänger von der durchweichten Wiese.

Schon sind wieder zwei Wochen vorbei und die diesjährige Grabungskapagne auf der Sassenburg selbst ein Teil der Geschichte. Dass es sich erneut um eine Erfolgsgeschichte handelt, ist einerseits den motivierten Helferinnen und Helfern auf der Grabung selbst zu verdanken, andererseits aber auch Leuten wie Herrn Stand oder Heinz Merten, die spontan ihre Hilfe anbieten und mit anfassen. Unser Dank gilt aber auch der VGH Stiftung, dem Museums- und Heimatverein Gifhorn e.V. und dem Landkreis Gifhorn, die mit ihrer finanziellen oder logistischen Unterstützung die Grabung überhaupt erst möglich gemacht haben. Gern kommen wir im nächsten Jahr wieder!

Auch in diesem Jahr hat es wieder allen großen Spaß gemacht! Und gelernt haben wir auch wieder viel.

Feucht und trotzdem fröhlich

Das Wetter ist eine Ketchupflasche: Erst kommt nichts und dann alles auf einmal. Nachdem wir in den letzten zwei Wochen von der Sonne verwöhnt wurden, kam es heute knüppeldick: Schon am frühen Morgen waren über Gifhorn und Umgebung rund 30 mm Regen niedergegangen. Als wir wie gewohnt um 8 Uhr an der Grabungsstelle eintrafen, regnete es noch immer recht heftig, sodass wir erst einmal abwarten mussten.

Schon am Morgen voll: unsere Profile stehen unter Wasser.

Die Wartezeit bis zum Beginn der eigentlichen Ausgrabungsarbeiten war jedoch keineswegs langweilig. So ergab sich die Möglichkeit, bei einer Tasse Kaffee im Mannschaftszelt mit Herrn Professor Dr. Hermann Behling von der Abteilung Palynologie und Klimadynamik von der Universität Göttingen ins Gespräch zu kommen. Professor Behling war heute bei uns zu Gast, um Proben für botanische bzw. vegetationsgeschichtliche Untersuchungen zu nehmen. Der Regen hatte insofern auch sein Gutes, denn so konnten wir nicht nur das wissenschaftliche Potential der Sassenburg herausstellen, sondern auch ausführlich über künftige Kooperationen und Forschungsmöglichkeiten im Landkreis Gifhorn sprechen.

Bereit für’s Labor: eine Bodenprobe aus dem Ortstein.

Gegen 10:30 Uhr ließ der Regen dann aber allmählich nach, sodass wir mit der eigentlichen Arbeit beginnen konnten. Hierfür mussten wir zunächst mit Eimern und Menschenkette das Wasser von der Fläche entfernen. Zu dem Zeitpunkt war schon klar, dass viele der erst gestern angelegten Profile vom Regen unterspült und eingebrochen waren. Hier durften wir erneut mit Spaten und Kelle tätig werden.

Das Wasser muss weg! Eine Eimer- und Menschenkette hilft dabei.

Nachdem die Fläche hergerichtet war, ging es an die Entnahme der Bodenproben. Der äußerst feste Ortstein stellte die von Professor Behling zur Verfügung gestellten Stechkästen auf eine harte Probe. Doch die Kästen hielten Stand. Parallel hierzu wurde die bereits gestern im Wallschnitt entdeckte Grube weiter freigelegt – und dabei immer breiter und tiefer. Bereits 2021 war unter der Wallfüllung eine Feuerstelle aufgetaucht, die nach den unterdessen vorliegenden C14-Ergebnissen aus der frühen Bronzezeit stammt. Gehört die jetzt entdeckte Grube etwa auch in die Bronzezeit? Die detaillierte Auswertung der Keramik wird es zeigen.

Am Nachmittag kam außerdem Dr. Arne Butt von der VGH Stiftung zum Besuch auf der Sassenburg vorbei. Herr Dr. Butt überzeugte sich vor Ort von der Fortschritten der Arbeiten und zeigte durch seine Nachfragen, dass er selbst auch über archäologisches Fachwissen verfügt. So war es auch für uns spannend zu hören, dass Herr Dr. Butt als junger Mann bei der Stadtarchäologie in Göttingen seinen Zivildienst abgeleistet hat.

Doch zurück zur Sassenburg: Auch im Grabenkopf wurden zunächst die Verfüllschichten entnommen, um herauszufinden, aus welchem Material die torfige Mulchschicht an der Grabensohle besteht. Nach wenigen geübten Handgriffen war alles erledigt und der Grabungsschnitt war abgeschlossen. Sodann konzentrierten wir alle Kräfte auf den letzten Untersuchungsabschnitt zwischen den Grabenköpfen. Doch trotz mehrmaligen Putzens des Planums zeigten sich keine eindeutigen Strukturen. Eher scheint das Gelände hier abgetragen und vom Pflug überprägt. Aber ganz am südlichen Ende der Untersuchungsfläche deutet sich der zweite Grabenkopf an – Potential für kommende Nachforschungen!

Mit vereinten Kräften schaffen wir auch die letzten Meter.

Neue Befunde, neue Fragen

Nicht nur das Wetter spielt mit. Die Arbeit geht super voran, denn mittlerweile greift jede Hand in die andere und das Team ist perfekt eingespielt. Die Kunst bestand daher heute vor allem darin, dass die Dokumentationsarbeiten mit den Grabungen schritthalten konnte.

Die unter dem Wall verborgenen Strukturen mit den vorgeschichtlichen Funden entziehen sich bislang einer eindeutigen Interpretation. Nach einem gründlichen Flächenabtrag und behutsamen Feinputz deuteten sich aber einzelne Einheiten ab, von denen die ersten bereits untersucht werden konnten. Eine Besonderheit ist eine tiefe Grube, die sich unter den gestern geborgenen Keramikscherben älterer Machart abzeichnet.

Was ist wichtig, was nicht? Ein Blick auf den „Wallschnitt“ aus der Drohnenperspektive.

In dem mittlerweile fast zwei Meter tiefen Abschnitt im Grabenkopf mussten die Hauptprofile, die über den Verlauf des Grabens Auskunft geben, fotografiert, beschrieben und eingemessen werden. Der eigenwillige Einbau unterhalb der Grabensohle wurde aufwändig dokumentiert, damit davon ein dreidimensionales Modell angefertigt werden kann. Hoffentlich sind die über 100 Fotos, die für die Berechnung dieses Modells notwendig sind, auch scharf geworden. Denn nach den Fotoarbeiten wurden die einzelnen Bestandteile geborgen, verpackt und für naturwissenschaftliche Untersuchungen präpariert. Insbesondere von dem Holz erhoffen wir uns interessante Zusatzinformationen.

Östlich davon bestätigt sich die Vermutung, dass der Grabenkopf bis auf die höchsten Punkte der Düne heranreichte und eine rundliche Form hatte. Doch auch hier sind neue Fragen hinzugekommen. Denn unterhalb der Grabenverfüllung zeigt sich eine deutliche Eintiefung, die wir uns im Moment noch nicht richtig erklären können. Handelt es sich um eine Baugrube, die für die Errichtung des Wall-Graben-Systems eine Rolle spielte und ziemlich bald nach der Fertigstellung des Grabens wieder verfüllt wurde?

Und auch im großen Schnitt zwischen den Grabenköpfen haben sich bislang keine eindeutigen Befunde ergeben. Einzelne, kleinere Verfärbungen deuten Pfostenstellungen an, ähnlich wie die, die wir auf der Erdbrücke aufgedeckt haben. Hier müssen die Profile zeigen, ob wir tatsächlich richtig liegen.

Viel zu tun also, aber der Großteil ist geschafft! Jetzt heißt es, die Details zu entschlüsseln.

Das Grübeln über die archäologischen Befunde geht weiter.

Donnerwetter!

Trotz Regen- und Gewitterwarnung war heute wieder mächtig was los an der Sassenburg. Die Untersuchungen am Wallschnitt dauern an, denn unterhalb der verbrannten Kastenkonstruktion liegt offenbar noch eine ältere Nutzungsphase verborgen. Zahlreiche Keramikscherben älterer Machart belegen ein weiteres Mal, dass die Düne in der Alleraue mehrfach aufgesucht worden ist und die Menschen ihre Spuren im Sand hinterlassen haben. Größere Verfärbungen zeichnen sich ab, die in den verbleibenden Tagen gründlich untersucht werden müssen. Mal sehen, was da noch auf uns zukommt.

Scherben aus Verfärbungen unterhalb der frühmittelalterlichen Kastenkonstruktion.

Unterdessen laufen die Arbeiten am Grabenkopf auf Hochtouren, um diesen Untersuchungsabschnitt möglichst bald abschließen zu können. Doch die Sassenburg hält das Team auch an dieser Stelle weiter in Atem. Eine unscheinbare Verfärbung unterhalb der letzten Verfüllschicht des Grabens entpuppte sich bei genauer Betrachtung als ein Einbau in den Sand, dessen Funktion wir noch nicht ganz genau erklären können. Vielleicht diente die einfache Konstruktion aus einer kurzen Holzbohle und mehreren Steinen dazu, ansteigendes Grundwasser abzuhalten, und dadurch den Graben zu stabilisieren. Doch für eine eindeutige Interpretation ist es noch viel zu früh, denn wir wissen noch nicht einmal, wie tief dieser Einbau nach unten reicht. Hier werden wir zwar noch weitergraben müssen, doch allmählich nähern wir uns dem Grundwasser, sodass die Bedingungen für eine saubere Dokumentation nicht einfacher werden dürften.

Auf der Grabensohle fand sich eine rätselhafte Konstruktion aus mehreren Steinen und einer kleinen Holzbohle. Die Funktion ist noch nicht klar.

Und weil dass alles noch nicht genug ist, haben wir heute einen weiteren Grabungsschnitt angelegt, um die erhoffte Torsituation zumindest in Ansätzen zu erfassen. Vielleicht schaffen wir es ja noch, den Zugangsbereich näher zu lokalisieren. Doch dazu muss auch das Wetter in den kommenden Tagen mitspielen.

Das Treiben geht weiter

Endlich wieder graben! Gestärkt und voller Elan ging es nach dem „Tag der offenen Grabung“ am Samstag direkt weiter. Bei aktuell vier offenen Untersuchungsflächen kommt allerhand Dokumentationsarbeit zusammen. Außerdem müssen wir aufpassen, dass wir uns nicht verzetteln. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen, denn jeder Fund, jede Beschreibung, jede Erdprobe bekommt ein eigenes Datenblatt, damit die Informationen auch nach der eigentlichen Ausgrabung noch nachvollziehbar und für eine wissenschaftliche Auswertung zu gebrauchen sind.

Die Dokumentation geht voran.

Im Wallschnitt liegen in den ungestörten Bereichen weitere Hölzer, die sich an den bekannten Wallverlauf anbinden lassen. An anderer Stelle sind die Befundstrukturen weniger eindeutig. Hier ist behutsames Vorgehen notwendig, um nicht vorschnell Details zu übersehen.

Die neuen Holzbefunde im Wallschnitt fügen sich überwiegend in das bekannte Bild.

Am mutmaßlichen Abschnittsgraben ganz im Osten konnten die Arbeiten so gut wie abgeschlossen werden. Die markante Vertiefung ist jedoch am ehesten auf Aufforstungsarbeiten für die Bepflanzung der Düne zurückzuführen, denn die erfassten Erdschichten scheinen im vermuteten Grabenbereich abgetrennt und gestört zu sein. Ein konkreter Graben ist nicht zu erkennen. Weitere Keramik- und Feuersteinfunde belegen jedoch die intensive Nutzung des Areals in vorgeschichtlicher Zeit.

Auch am Grabenkopf stehen die Grabungsarbeiten kurz vor dem Ende. Die Grabensohle ist erfasst. Sie zeichnet sich durch ein ca. 30 cm mächtiges Torfpaket aus, das durch verrottete Pflanzen- und Holzreste in der Grabenverfüllung entstanden ist. Genaue Informationen darüber, um welche Pflanzen es sich dabei handelt, erhalten wir jedoch erst nach der Grabung durch eine botanische Analyse.

Auch abends geht die Arbeit weiter: Funde werden in der Unterkunft sortiert und „verzettelt“.

Soweit sind wir im Umfeld des Grabens jedoch noch nicht. Die Suche nach dem Zugang dauert an. Hoffnung macht ein großer Befund, der vielleicht auf einen mächtigen Pfosten zurückgeht. Weitere Vertiefungen in der Umgebung könnten dazugehören. Doch um das herauszubekommen, bedarf es noch einiges an Schaufelarbeit. In wenigen Tagen wissen wir mehr und wir werden berichten.

Viele Gäste – neue Befunde

Was für ein Tag! Trotz Wochenende und schwerer Knochen waren wir früh auf der Fläche, um alles für den großen „Tag der offenen Grabung“ vorzubereiten. Um 10 Uhr ging es los mit einer Führung für den stellvertretenden Landrat Thomas Reuter, die Kreisrätin Ute Spieler und dem Fachbereichsleiter Bauwesen Dr. Franz-Josef Holzmüller. Die Vertreter von Politik und Verwaltung zeigten sich mehr als zufrieden mit den bislang erreichten Ergebnissen, zumal die Beteiligten die Arbeiten seit 2021 intensiv verfolgen. Gleiches gilt für die Mitglieder des Museums- und Heimatvereins Gifhorn, die sich ab 11 Uhr über die neuen Grabungsresultate informierten. Um 12 Uhr öffnete die Sassenburg dann für die Öffentlichkeit ihre Pforten. Und trotz der eher schlechten Wetterprognosen kamen die Gäste in Scharen! Viele interessierte Besucherinnen und Besucher wurden von uns über die Grabung geführt. Und um es gleich vorweg zu sagen: Wettermäßig blieb es trocken, archäologisch spannend!

Die Vorbereitungen sind getroffen – die Gäste können kommen!

Im neuen Schnitt am Abschnittsgraben ganz im Osten der Sassenburg sind wir noch nicht bis in die erforderliche Tiefe vorgedrungen. Dennoch stellten sich weitere spannende Funde ein, darunter ein Kerngerät, das etwa zum Schaben oder Kratzen benutzt worden sein könnte. Im Schnitt südlich der bereits 2021 und 2022 untersuchten Flächen wurde die morgendliche Bewölkung dafür genutzt, die aufgedeckten Befunde noch einmal mit der Drohne zu fotografieren. Diesiges Wetter verhindert Schlagschatten und ist damit optimal für archäologische Fotografien. Nachdem die Befunde mit dem Tachymeter eingemessen worden waren, wurden die Arbeiten hier eingestellt, da die ersten Gäste über die Grabungsfläche geführt werden durften. Generell kamen die Arbeiten heute etwas langsamer voran, schließlich wollten wir uns um unsere zahlreichen Gäste und ihre Fragen kümmern.

Im Laufe des Tages fanden viele Gäste den Weg zur Sassenburg.

Dennoch blieben auch heute die archäologischen Überraschungen nicht aus. Bereits am gestrigen Abend wurde von uns ein neuer Schnitt ausgesteckt und der Waldboden abgetragen. Schon wieder ein neuer Schnitt? Ja! Die Vermutung, dass die Erdbrücke zwischen dem Ringwall und der Anhöhe bereits im Frühmittelalter bestand und offenbar auch genutzt wurde, verfestigt sich aufgrund eines auf den ersten Blick massiven Pfostens in der unmittelbaren Umgebung des Grabenkopfes. Hier werden wir in der nächsten Woche wohl nicht um eine Vergrößerung der Untersuchungsfläche herumkommen. Aber die bisherigen Erfahrungen haben gezeigt, dass sich das lohnen könnte.

Was haben wir denn da?! Eine Grube oder einen sehr großen Pfosten?

Im Laufe des Tages konnten wir mehr als 250 Gäste über die Ausgrabungen informieren. Ein toller Erfolg, über den wir uns sehr freuen und auf den wir abends – dank der großzügigen Spenden – bei einem gemeinsamen Umtrunk anstoßen. Die nächste Woche kann kommen.

In jedem Schnitt – ein Hit

Nach einem ausgelassenen Feierabend ging es bei strahlendem Sonnenschein wieder zur Sache, denn wir wollen am morgigen BesucherInnentag ja auch allen Interessierten zeigen, wie unglaublich reichhaltig das archäologische Potential der Sassenburg ist.

Die Ausgrabungsarbeiten am Wall sind so gut wie abgeschlossen. Die freipräparierten Hölzer passen perfekt an die im letzten Jahr freigelegte Kastenkonstruktion. Der Verlauf des Walles wird dadurch immer deutlicher. Noch ein wenig Dokumentationsarbeit ist zu tun, aber dann kann sich das Grabungsteam in der nächsten Woche einer neuen Fläche widmen. Dass das durchaus vielversprechend ist, hat sich heute wieder gezeigt.

Der neue Grabungsschnitt liegt ganz im Osten der „Sassenburg-Allerinsel“.

Denn in der neuangelegten Untersuchungsfläche ganz im Osten war schon nach wenigen Stunden die Freude über neue Funde groß. Auf dem vorgelagerten, etwa 3 m hohen Sporn mit einem fantastischen Blick auf die Aller konnten wir erneut Hinweise auf die Anwesenheit von Menschen schon in grauer Vorzeit entdecken. Gebrannte Steine, mehrere Keramikscherben, Artefakte aus Feuerstein, darunter ein wunderbar erhaltener Kernstein, auf dem regelrecht abzulesen ist, wie einzelne Feuersteinklingen heruntergelöst wurden, ließen die Finderherzen höherschlagen.

Wie aus dem Lehrbuch: Kernstein aus der neuen Grabungsfläche.

Einen weiteren Grabungsschnitt haben wir in Verlängerung des Grabenkopfes in Richtung Wall angelegt. Hier wollen wir herausfinden, warum der Wall auffällig breit – und verhältnismäßig flach – erhalten ist. Möglicherweise war die Befestigung an dieser Stelle andersartig aufgebaut. Vielleicht erhalten wir ja doch noch eindeutige Anzeichen für ein Tor an der Sassenburg. Die Grundlagen dafür haben wir auf jeden Fall schon (an)gelegt. Am besten, Sie überzeugen sich morgen ab 12:00 Uhr selbst davon. Wir freuen uns auf Ihren Besuch!

Sorgfältig abgedeckt warten die Grabungsflächen auf den nächsten Grabungstag – und auf den Tag der offenen Grabung.

Wir haben doch keine Zeit!

Als heute morgen erneut die Technik streikte, die Siebe leer blieben und die Funde auf sich warten ließen, fragten wir uns ganz kurz, was wir hier eigentlich machen. Doch zum Feierabend waren alle wieder begeistert, was die Sassenburg wieder Neues zu bieten hat. Doch der Reihe nach.

Am Wall konnte durch die Erweiterung im Osten geklärt werden, dass die fragwürdigen Verfärbungen auf eine nachträgliche Überprägung des Geländes zurückzuführen sind. Leider scheint der Wall dabei massiv an Substanz verloren zu haben, weshalb wir in diesem Bereich häufig nur die untersten Reste des ehemaligen Aufbaus erfassen können. Dennoch kommen etwas außerhalb dieses gestörten Bereiches wieder zahlreiche Hölzer zum Vorschein. Das Highlight bildete jedoch eine große Randscherbe, die auf den ersten Blick wunderbar zur Nutzungszeit des Ringwalles zu passen scheint.

Randscherbe aus dem östlichen Wallabschnitt.

Ein ganz ähnliches Stück Keramik kam – zugegebenermaßen völlig unerwartet – aus einer zunächst unscheinbaren Verfärbung ungefähr an der Kuppe der vorgelagerten Anhöhe. Hier hatten wir zwischenzeitlich schon daran gezweifelt, ob wir den Grabungsschnitt richtig gesetzt haben. Doch zusammen mit weiteren Befunden, die sich nur ganz schwach im Bleichsand abzeichneten, ist dadurch die Nutzung dieses Bereichs zur Zeit der Wallburg nachgewiesen. Unterdessen wurde eine am Vortag noch vorsichtig geäußerte Vermutung zur Gewissheit: Zwischen dem Ringwall und der vorgelagerten Erhebung war der Wall unterbrochen. Ein toller Erfolg, schon am vierten Tag, der uns sogleich ermutigt hat, die markante Geländemarke weiter nach Osten zu verfolgen, wo sich im digitalen Geländemodell eine weitere, kleinere Senke abzeichnet. Hier wollen wir in den nächsten Tagen herausfinden, ob es sich dabei vielleicht um einen weiteren Graben handelt, der den Zugang zur Burg absicherte.

Senkrechtaufnahme vom Grabenkopf zwischen Ringwall und vorgelagerter Erhebung. Offenbar waren beide durch eine Erdbrücke miteinander verbunden.

Es ist also noch viel zu tun. Erst recht, wenn man bedenkt, dass wir dieses Jahr nur zwei Wochen zur Verfügung haben. Aber die Stimmung im Team ist großartig und was wir bislang schon alles wieder neu entdecken konnten, lässt die Erwartungen nur noch steigen.